Schweigeminuten für die Opfer

Die Gedenkminuten waren eine Idee des EU-Ratspräsidenten. In allen 25 EU-Staaten sollte das Leben für drei Minuten "stillstehen", hatte der niederländische Regierungschef Jan Peter Balkenende vorgeschlagen. Als Zeichen der Anteilnahme sollten auch die Fahnen vor öffentlichen Gebäuden nur auf Halbmast wehen.

Drei Minuten können sehr lang sein - in drei Minuten kann viel passieren. Als die Flutwelle die Menschen in Thailand, Sumatra, Indien, Indonesien, Birma, Sri Lanka und auf den kleineren vorgelagerten Inseln überraschte, ging alles sehr schnell. Menschen starben, andere wurden schwer verletzt und wiederum andere verloren ihre Familien, ihr Hab und Gut.

Bis die unglaublichen Verwüstungen, die die Wassermassen ausgelöst haben, einigermaßen beseitigt werden können, vergehen noch Jahre. Für viele, die die Katastrophe miterlebt haben, wird nun sicher nichts mehr so sein, wie es noch vor Kurzem war.

Stille kann manchmal mehr bedeuten und bewegender sein, als tausend Worte. Zahlreiche Radiosender werden für drei Minuten keinen Ton senden. Im Fernsehen wird das reguläre Programm unterbrochen. Züge der Bahn, Straßenbahnen und Busse in vielen Städten werden drei Minuten stillstehen. Egal, wo man gerade ist, ob man einkauft, zuhause am Computer sitzt, spielt, an einer Maschine arbeitet oder seinen Hund spazieren führt - um 12.00 Uhr ist man dazu aufgerufen, einfach seine Tätigkeit ruhen zu lassen und innezuhalten - drei Minuten lang:

Drei Minuten, in denen man sich im Gedanken der über 165 000 Toten der Flutkatastrophe, der unzähligen Verletzten, der Menschen, die ihr Zuhause und ihre Existenzgrundlage im Katastrophengebiet, der Kinder, die ihre Familien verloren haben, widmen kann.

Drei Minuten, in denen man auch all derer gedenken kann, die in Krisengebieten, in Hunger und Armut oder im Krieg leben oder die durch Terroranschläge starben - egal, ob in Südasien, in Afrika, in Südamerika, in den USA, in Europa, in Israel und Palästina oder im Irak.

-ab- 05.01.2005 Text

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