Schicht im Schacht!

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Leben als Bergarbeiter sehr beschwerlich. Kohlenstaub, Hitze und schlechte Luft machten das Arbeiten in den engen und schlecht gesicherten Stollen zu einer mühsamen und gefährlichen Tortur.

Arbeit unter Tage war sehr gefährlich

Während die Zechenbesitzer große Gewinne machten und in Stadtrand-Villen ein gutes Leben führten, quälten sich die Kumpel (=Bergarbeiter) für geringes Entgelt fast einen halben Tag unter der Erde. Die Kumpel wohnten in heutzutage hübsch anzusehenden, extra für sie errichteten Bergarbeitersiedlungen. Vor gut 100 Jahren waren diese Siedlungen aber oft überbelegt und auch die hygienischen Zustände waren nicht gut. Um Geld dazu zu verdienen, holten sich manche Familien so genannte Schlafgänger ins Haus, die in der Wohnung übernachteten und so halfen, die hohe Miete zu zahlen. Auch Frauen und Kinder arbeiteten für den Bruchteil eines Bergmannslohnes auf den Zechen und reinigten und sortierten die Kohlen.

Kohlebergbau war damals schwere körperliche Arbeit

Für ihre Arbeit wurden die Bergarbeiter damals unter anderem nach der Anzahl der Wagen, den so genannten "Hunten", bezahlt, die sie, mit kohlehaltigem Gestein gefüllt, an die Erdoberfläche brachten. Oft wurden solche Wagen genullt. Das heißt, sie wurden mit einer Null versehen und nicht bezahlt, weil nach Ansicht der Aufseher zu viel taubes, also kohlefreies Gestein darin war.

Genug ist genug

Streikende Bergarbeiter im Revier © NRW2000.de

Von geregelten Arbeitszeiten wie heute konnten die Arbeiter damals nur träumen. So war der Auslöser für den großen Streik 1905 auch eine neuerliche willkürliche Verlängerung der Schichtzeiten. Wieder sollten die Männer länger unter Tage bleiben - sie fühlten sich schikaniert. Zunächst streikten die Kumpel wild - unorganisiert legten ein paar Zechen die Arbeit nieder. Wenige Tage nach dem 7.Januar beschlossen die Vertrauensleute der vier Bergarbeitergewerkschaften zum ersten Mal einen gemeinsamen, großen Streik.

Das Symbol des Bergbaus: die gekreuzten Hämmer

Auf dem Höhepunkt waren über 200 000 Arbeiter im Ausstand. Aber die Bergbauunternehmen zeigten sich hart: Sie wollten den Forderungen der Arbeiter nicht nachgeben. Obwohl die Streikenden viel Solidarität aus dem In- und Ausland erfuhren, wurde der Streik nach vier Wochen aus finanziellen Gründen, gegen den Willen der Mehrheit der Bergleute, abgebrochen.

Dennoch machte die preußische Regierung Zugeständnisse und ließ die Forderungen der Gewerkschaften prüfen. Im Juli 1905 wird das Berggesetz schließlich geändert: Das Wagennullen wird verboten, die Arbeitszeit wird reguliert und Bergarbeiterausschüsse werden gegründet. Die Bergarbeiter sind trotzdem enttäuscht, sie hatten sich mehr erhofft.

Übrigens:

Oft hört man auch den Ausdruck "Pütt" für eine Zeche. Pütt stammt aus dem Niederdeutschen und bezeichnet einen Schacht oder Brunnen. Vom Pütt leitet sich auch die Bezeichnung "Pott" oder "Ruhrpott" für das Ruhrgebiet ab.

Hier erfahrt ihr noch mehr:

Aufruf des SPD-Vorstandes zur Unterstützung der streikenden Bergleute vom 17. Januar 1905

Was ist Was: Daten des Ruhrkohle-Bergbaus

Was ist Was: Wie kommt die Kohle in die Erde?

900 Jahre Bergbau an der Ruhr

Erklärung von Begriffen der Bergmanns-Sprache

Text: -jj- 7.1.2005/Foto streikender Bergarbeiter: NRW2000.de; andere Fotos & Illustrationen: Mit freundlicher Genehmigung und © Stadt Bochum

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