Pat Cox erhält den Internationalen Karlspreis 2004

Seit 1950 wird alljährlich der Internationale Karlspreis an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung und Stärkung Europas bemühen. So wurde 2003 der ehemalige französische Staatspräsident Giscard dEstaing mit diesem Preis geehrt, der zu den wichtigsten europäischen Auszeichnungen zählt. In diesem Jahr geht der Preis an den Präsidenten des Europäischen Parlaments, Pat Cox. Die Auszeichnung erhielt er am 20. Mai im Krönungssaal des Aachener Rathauses. Mit der Wahl des 51jährigen soll auch das europäische Parlament und seine Funktion gewürdigt und gestärkt werden.

Wer ist Pat Cox?

Der Ire Patrick (Pat) Cox wurde am 28. November 1952 in Dublin geboren und wuchs in Limerick auf. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und ging als Lehrbeauftragter an die Uni. Von 1982 bis 1986 moderierte er im irischen Fernsehen tagespolitische Sendungen wie "Today Tonight". Dann wechselte er in die Politik: Er übernahm den Posten des Generalsekretärs in der von ihm mit gegründeten Partei "Progressive Democrats". Der Sohn eines Uhrmachers ist verheiratet und hat sechs Kinder.

Die Europa- Karriere

1989 wurde Cox erstmals in das Europäische Parlament gewählt. Gleichzeitig war er noch zu Beginn der 90er Jahre finanzpolitischer Sprecher der Progressive Democrats im Repräsentantenhaus. Nachdem er sich mit seiner Partei zerstritten hatte, wurde Cox 1994 als unabhängiger Kandidat wieder ins Europäische Parlament gewählt. Schließlich machte ihn die liberale Fraktion zum stellvertretenden Vorsitzenden und 1998 zum Vorsitzenden.

Aufmerksamkeit erregte Pat Cox vor allem, als er die EU-Kommission unter Vorsitz des Luxemburgers Jacques Santer wegen Korruptionsvorwürfen und Misswirtschaft stark kritisierte. Pat Cox betonte dabei immer wieder die persönliche Verantwortung jedes einzelnen Kommissions-Mitglieds für seine Taten. Im März 1999 führten die Vorwürfe zum Rücktritt der gesamten Kommission.

Am 15. Januar 2002 wurde Pat Cox zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt. Als Ziele nannte er die Erweiterung der Europäischen Union, die Stärkung der Rolle des Europäischen Parlaments sowie eine bessere und reifere Zusammenarbeit mit den anderen Institutionen, um für die europäischen Bürger eine durchschaubare und machbare Gesetzgebung zu schaffen.

Geplant ist eine Erweiterung auf 27 Mitglieder, für die auch schon eine Sitzverteilung je nach Größe der Bevölkerung existiert.

Was ist das Europäische Parlament?

Das Europäische Parlament, auch Europaparlament genannt, arbeitet an Gesetzentwürfen mit, zum Beispiel, wenn es um die Förderung wirtschaftlich schwacher Regionen geht. Es stimmt auch über Gesetzesentwürfe ab, die die Europäische Kommission ausgearbeitet hat. Neue Mitglieder können in die EU nur aufgenommen werden, wenn das Europäische Parlament zustimmt. Außerdem überwacht das Europäische Parlament die Ausgaben der EU. Ab dem 1. Mai 2004 vertritt das Europäische Parlament 25 Länder.

Direkt gewählt

Das Europäische Parlament wird alle fünf Jahre direkt von den Bürgern der EU gewählt. Der nächste Gang an die Urne findet am 13. Juni 2004 statt. Dann wird entschieden mit wie viel Abgeordneten die jeweiligen politischen Parteien der einzelnen Länder das Europäische Parlament bilden. Derzeit sind rund 100 politische Parteien vertreten, die in acht Hauptgruppen zusammengefasst werden können: die Europäische Volkspartei, die Sozialdemokratische Partei Europas, die Liberalen, die Grünen, die Vereinigte Europäische Linke, die Parteilosen und auch Parteien, die gegen ein vereintes Europa sind.

Gearbeitet wird vor allem in Ausschüssen, also in kleineren Gruppen mit speziellen Themen wie Landwirtschaft, Außen- oder Sicherheitspolitik, Verbraucherschutz oder Menschenrechtsfragen. Verteilt sind die Arbeitsorte auf Brüssel, Straßburg und Luxemburg. Pat Cox steht dem Europäischen Parlament seit 2002 vor.

Cox Arbeit als Präsident

Cox lebt und wirbt für das vereinte Europa. Ein Beispiel: Als einziger irischer Politiker fuhr er mit einem gemieteten Wahlkampfbus mehrere Wochen lang durch sein Land, um die Bürger vor Supermärkten, in Gaststätten und auf den Straßen direkt anzusprechen. Mit Erfolg: Das irische Volk machte beim zweiten Referendum im Oktober 2002 den Weg für die Erweiterung mit überwältigender Mehrheit frei.

Cox setzt sich dafür ein, dass die Arbeit des Europäischen Parlaments klar und verständlich wird. Er bemüht sich um Bürgernähe und eine Politik, die anfasst. Er versuchte schon lange die neuen Beitrittsländer in die Arbeit des Europäischen Parlaments zu integrieren. Außerdem will er nicht nur, dass an einer gemeinsamen Verfassung gearbeitet wird. Vielmehr, bemüht er sich darum, dass große europäische Probleme, wie die hohe Arbeitslosigkeit, auch tatsächlich gemeinsam angegangen und gelöst werden.

Links:

Homepage des Karlspreises.

Wenn ihr Einzelheiten über die 25 Länder der EU, über die Geschichte der EU und die Aufgaben wissen wollt, dann empfehlen wir euch eine interaktive Landkarte auf der Seite der Bundesregierung.

-ab-18.05.2004 Text / Illustration: WAS IST WAS Band 113 "Europa"; Foto: Europäisches Parlament.

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