Operation Big Bang

Helgoland gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen an der deutschen Nordseeküste. Doch kaum einer weiß: Wäre die Operation Big Bang am 18. April 1947 gelungen, gäbe es heute kein Helgoland mehr. Aber was war die Operation Big Bang?

Im Jahr 2011 haben  mehr als 375.000 Touristen Helgoland besucht, eine Insel, die selbst nur 1500 Einwohner hat und nur knapp vier Quadratkilometer groß ist Helgoland ist eben beliebt. Die Tourismusbüros schwärmen von einer Oase der Ruhe für Stressgeplagte und von traumhaft weiten, weißen Sandstränden. Wer würde bei soviel Idylle an Krieg und Zerstörung denken?



So friedlich wie hier war es auf Helgoland nicht immer.





Projekt Hummerschere

Helgoland ist die am weitesten vom Festland entfernte Nordseeinsel Deutschlands. Das macht sie so beliebt für Touristen und für das Militär. Denn seit je war Helgoland wegen seiner Lage von hoher strategischer Bedeutung.

Kaiser Wilhelm II. liebte das Militär und rüstete Helgoland zur Festung auf.

Noch vor dem ersten Weltkrieg ließ Kaiser Wilhelm II. Helgoland zu einem militärischen Stützpunkt ausbauen.



Später, im Jahr 1938, begann Hitlerdeutschland mit dem Ausbau des Hafens für die deutsche Kriegsmarine. Helgoland sollte das Gegenstück zum englischen Militärhafen in der Bucht von Scapa Flow werden. Dazu wurde Helgoland durch Aufschütten vergrößert und ein weit verzweigtes Bunkersystem gebaut. Dieses geheime Projekt erhielt den Namen Hummerschere.





Der Angriff der Alliierten


 

Ab 1943 nahmen alliierte Bomber die Insel erstmals ins Visier. Am 18. April 1945 erfolgte ein Großangriff, bei dem fast 1000 alliierte Bomber die winzige Insel unter Beschuss nahmen.



Diese Bombardierung glich einem Inferno bei dem über 128 Menschen ums Leben kamen. Glücklicherweise konnten sich die meisten Bewohner Helgolands in den Bunkern vor den Bomben schützen.

Der B-17 Bomber der Alliierten

Danach ging das entvölkerte Helgoland in den Besitz der Engländer über und wurde fortan als Bombenübungsplatz genutzt. In dieser Zeit sprachen die britischen Soldaten auch von Hell go Land, vom Land, das zur Hölle geht.



1947 fassten die Engländer den Entschluss, Helgoland vollständig zu vernichten. Dazu stopften sie in die Bunker Torpedoköpfe, Wasserbomben und Granaten. Über 4000 Tonnen Sprengstoff sollten die Insel restlos zerstören.





Helgoland und Hiroshima

Am 18. April 1947 um 13 Uhr war es soweit: Eine erste, kleinere Explosion vertreibt die Vögel. Kurze Zeit später explodiert die größte Sprengstoffladung aller Zeiten. Eine Denotation ein fünftel so stark wie die Hiroshima-Bombe erschütterte die Insel und ein mächtiger Rauchpilz steigt bis zu 1000 Meter empor.



Helgoland am 18. April 1947 - die gewaltigste nicht-atomare Explosion, die es je gegeben hat.



Doch als sich der Rauch verzieht, blicken alle erstaunt auf die Reste Helgolands: Zwar verwandelte die Explosion die Nordsee-Insel in eine Trümmerwüste Teile der Steilküste waren eingestürzt, unzählige Krater hinterließ die Explosion dennoch: Helgoland war nicht im Meer versunken. Die Insel hatte die größte nicht-atomare Explosion der Menschheitsgeschichte überstanden.

Helgoländer nach Helgoland




Urlauber tummeln sich heute auf dem Lummenfelsen und genießen die friedliche Natur.

Nach langen Verhandlungen Adenauers mit der britischen Regierung konnten die ehemaligen Bewohner Helgolands 1952 auf ihre Insel zurückkehren. Auf den Trümmerhaufen errichteten sie ihre neuen Häuser.



Die Narben des Krieges sind jetzt längst verheilt. In der Urlaubsoase ahnt man kaum noch etwas vom Schrecken der Zerstörung. Nur unter der Erde, in den Bunkersystemen, die man heute noch besichtigen kann, bleibt die Vergangenheit noch gegenwärtig. 

 Mehr über die Deutsche Geschichte erfahrt ihr im  WAS IST WAS Band 126 Deutschland.

 Text: Ronny Waburek// akt. RR, 7. 4. 2012; Fotos: Helgoland aus der Vogelperspektive: GFDL; Hummerbuden: Hartmut Josi Bennöhr, GFDL; Kaiser Wilhelm II.: PD; B-17: PD; Big Bang: PD; Lummenfelsen: Hartmut Josi Bennöhr, GFDL



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