OAU Die Organisation für die Afrikanische Einheit

Vor 45 Jahren, am 25. Mai 1963 wurde die Organisation für die Afrikanische Einheit, kurz OAU gegründet. Im Jahr 2002 wurde sie in die Afrikanische Union umgewandelt. Wozu diese Zusammenschlüsse dienen und welche Probleme der Kolonialismus und die Unabhängigkeit von den Kolonialherrn mit sich brachte, lest ihr hier.

Kolonialismus und Unabhängigkeit



Karte oben: Kolonien in Afrika. Gelb: französisch, lila: britisch, türkis: belgisch, grün: deutsch, orange: italienisch, violett: spanisch, rot: portugiesisch.

Zwischen etwa 1880 und 1912 wurde fast ganz Afrika von den europäischen Großmächten besetzt. Großbritannien und Frankreich aber auch Deutschland, Belgien und einige andere europäische Länder teilten Afrika unter sich auf und machten es zu ihren Kolonien. Es ging ihnen darum, Bodenschätze aus den besetzten Gebieten zu holen, dort landwirtschaftliche Produkte an zu bauen und im Gegenzug die in Europa produzierten Waren mit hohen Gewinnen in die Kolonien zu verkaufen.


Nach dem Zweiten Weltkrieg lohnten sich die Kolonien für die Europäer jedoch immer weniger und so dachte man darüber nach, sie in die Unabhängigkeit zu entlassen. Die meisten afrikanischen Staaten wurden in den Jahren um 1960 unabhängig. Der Begriff Unabhängigkeit klingt zwar zunächst sehr gut, doch brachte die Art und Weise, wie diese Entwicklung verlief etliche Probleme mit sich, die vielfach heute noch spürbar sind.


Schlechte Startbedingungen




Karte oben: Afrika heute.

Zum einen hatten die Kolonialmächte die Grenzen zwischen den afrikanischen Staaten oft willkürlich nach ihren eigenen Interessen gezogen. Das führte dazu, dass in den meisten Ländern mehrere verschiedene Völker zusammenleben was unweigerlich Konflikte mit sich bringt.


Ein weiteres Problem ist die einseitige Konzentration auf Rohstoffproduktion für den Export. Die Preise von Bodenschätzen und landwirtschaftlichen Produkten wie Kaffee, Kakao, Diamanten und Kupfer sind jedoch abhängig vom Weltmarkt.

Links: Frau in Kamerun geht aufs Feld.

Schwanken die Preise oder sinken sie, so ist das katastrophal für die Länder, die fast ausschließlich davon leben. Gleichzeitig wurde kaum verarbeitende Industrie aufgebaut, sodass die afrikanischen Staaten viele Waren, insbesondere Maschinen einführen müssen.


Politisch waren viele afrikanische Länder völlig unerfahren, als sie in die Unabhängigkeit entlassen wurden. Solange sie noch Kolonien waren, durften sie selbst politisch nicht mitreden und nun sollten sie ihr Land plötzlich selbst gestalten.

Demokratie hatten sie nie geübt und so kam es, dass viele Länder von Diktatoren beherrscht wurden und werden. Die damit oft verbundene Unterdrückung von Bevölkerungsteilen sowie Betrug und Korruption sorgt bis heute für viel Leid und Ungerechtigkeit in Afrika.


Afrika als Einheit


Links: Sonnenuntergang bei Mombasa (Kenia).

Nachdem die meisten afrikanischen Staaten unabhängig geworden waren entstand der Wunsch, eine Organisation zu gründen, die für die Freiheit der verbleibenden Kolonien kämpft, die Einheit Afrikas fördert und die afrikanischen Staaten nach außen hin vertritt. So wurde am 25. Mai 1963 in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die Organisation für die Afrikanische Einheit (OAU) von 30 afrikanischen Staaten gegründet. Sie bestand bis zum Jahr 2002 und vereinte fast alle afrikanischen Länder.


Zwar gelang es der OAU, sich für die Unabhängigkeit der verbleibenden Kolonien einzusetzen, doch für die Menschenrechte und die Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen konnte sie kaum etwas bewirken. Das lag auch daran, dass sich die OAU nicht in die Angelegenheiten einzelner Mitgliedsstaaten einmischen durfte und deshalb bei Menschenrechtsverletzungen, Putschen und Bürgerkriegen nichts unternehmen konnte.



Die Afrikanische Union


Rechts: Flagge der afrikanische Union.



Eine Verbesserung dieser Situation erhofft man sich durch die Gründung der Nachfolgeorganisation, der Afrikanischen Union (AU), die nach dem Vorbild der Europäischen Union funktionieren soll.


Links: Truppe der Afrikanischen Union.

Das bedeutet: gemeinsame Gesetze, ein gesamt-afrikanisches Parlament, ein gemeinsamer Gerichtshof und eine Truppe, die für Frieden in Krisenregionen sorgen soll. Derzeit befindet sich dieses ambitionierte Unternehmen noch in der Aufbauphase und das wird wohl auch noch einige Zeit so bleiben, denn die Startbedingungen sind erneut nicht die besten:


Viele Mitgliedsländer können ihre Beiträge an die AU nicht zahlen, die Infrastruktur ist viel schlechter und die Wege sind viel weiter als in Europa. Und um Einigkeit zwischen den so unterschiedlichen Regierungen der afrikanischen Staaten über die gemeinsamen Gesetze herzustellen werden wohl zähe Verhandlungen notwendig sein.


Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki (siehe Foto rechts) sagte bereits Ende der 1990er Jahre eine Wiedergeburt Afrikas voraus, wenn sich der Kontinent seiner Verantwortung stellt und sein Schicksal endlich in die eigenen Hände nimmt. Er warb dafür, Korruption, Krieg und wirtschaftliche Not von innen zu bekämpfen und nicht mehr von außen, also von den Industrienationen lösen zu lassen.

Text: Liane Manseicher, 19.05.08, Fotos: Karte der afrikanischen Kolonien, politische Karte Afrikas heute: Perconte: cc-by-sa; Sonnenuntergang bei Mombasa: kolumbusjogger: GFDL; Frau in Kamerun: amcaja: GFDL; Giraffe: Whit Welles; 

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