Luftbrücke nach Berlin

Nachdem West-Berlin durch die Sowjetunion komplett isoliert worden war, richteten die Alliierten eine Luftbrücke ein, um die Bevölkerung zu versorgen. Am 16. April 1949 wurde mit 12.849 Tonnen Fracht in 24 Stunden ein Rekord zur Rettung Tausender aufgestellt.

Im November 1945 sollte Berlin durch drei Luftkorridore, die von den Alliierten vertraglich abgesichert waren, wieder in den zivilen Nachkriegsluftverkehr integriert werden. An eine Versorgung aus der Luft im Falle einer Blockade dachte damals niemand. Die 32 Kilometer breiten Luftstraßen nach Hamburg, Hannover und Frankfurt am Main durften alle Alliierten benutzen, um Westberlin anzusteuern.

Was ist eine Luftbrücke?

Ein vorübergehend eingerichteter Luftkorridor zu einem bestimmten geographischen Punkt wird so bezeichnet. Der Begriff kommt normalerweise nur in Verbindung mit der zugehörigen Bezeichnung der militärischen oder zivilen Operation vor. Neben Militäreinsätzen zur Versorgung eingeschlossener Truppen oder zu deren Evakuierung werden Luftbrücken auch zu Gebieten aufgebaut, die von Naturkatastrophen betroffen sind, z. B. Erdbeben oder Tsunami .

Warum musste Berlin aus der Luft versorgt werden?

Die Berliner Luftbrücke fällt in keine der oben genannten Kategorien. Es war der besondere Status einer in vier Sektoren aufgeteilten Stadt, in der jeder der Sieger des 2. Weltkrieges das Sagen hatte. Um die Stadt herum gab es nur sowjetisch besetztes Gebiet, was Berlin zu einer Insel auf dem Festland machte. Nur der sowjetische Teil der Stadt (Ostberlin) war mit dem umliegenden Land verbunden. Die Amerikaner, Engländer und Franzosen mussten durch sowjetisch besetztes Land fahren, wenn sie nach Berlin wollten.

Gleich nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann der Kalte Krieg. Als die Sowjets die Westmächte nicht mehr über ihr Gebiet ließen, blieb nur die Versorgung aus der Luft.

Was ist ein kalter Krieg?

Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zwischen den USA und der Sowjetunion zu Spannungen. 1946/47 hatten Russland und Amerika widerstreitende Interessen in der Türkei, Iran und Griechenland. Auch über die Aufteilung Deutschlands war man sich nicht einig.

Diese Auseinandersetzung wird heute als Beginn des so genannten "Kalten Krieges" verstanden. Kalter Krieg deswegen, weil er nicht wie ein echter Krieg mit Waffen offen ausgetragen wurde. Der britische Premierminister Winston Churchill sprach schon am 5. März 1946 von einem "Eisernen Vorhang", der von Stettin bis Triest über Europa niedergegangen sei.

Was hat die Berlin-Blockade ausgelöst?

Schon ab April 1945 gab es Probleme: Vertretern der Westmächte wurde immer wieder das Passieren der sowjetischen Zone verweigert. Durch die am 23. Juni 1948 auf die drei Berliner Westsektoren ausgedehnte Währungsreform (Einführung der D-Mark), eskalierte die Situation: Wenige Tage später organisierten die Sowjets ebenfalls eine Währungsreform, um ein Überschwemmen mit Beständen alter Reichsmark aus den Westzonen zu verhindern.

Das gab außerdem den Vorwand, zu weitergehenden Maßnahmen, die schließlich zur Berlin-Blockade führten. Unter anderem wurde die Versorgung West-Berlins mit Fernstrom durch das Großkraftwerk Golpa-Zschornewitz unterbrochen, so dass nur noch zwei bis maximal vier Stunden Strom pro Tag verfügbar waren.

Versorgung aus der Luft

Lucius D. Clay, der Militär-Gouverneur der amerikanischen Besatzungszone forderte, die Sperren mit Gewalt zu durchbrechen, was aber von US-Präsident Harry S. Truman abgelehnt wurde. Die Gefahr des Ausbruches eines neuen Krieges war zu groß.

Da, im Gegensatz zu einer Landverbindung, der Luftkorridor vertraglich zugesichert war, befahl General Clay die Errichtung einer Luftbrücke. Am 26. Juni flog die erste Maschine der US-amerikanischen Luftwaffe zum Flughafen Tempelhof in Berlin. Die Flugzeuge starteten von Frankfurt, Hamburg und Hannover aus. Im Minutentakt landeten und starteten britische und amerikanische Flugzeuge in Berlin.

Ohne die Luftkorridore wären die Menschen in der Stadt bald verhungert, ein neuer Krieg wäre entzündet worden, oder die Westalliierten hätten Berlin aufgeben müssen. Doch die ganze Stadt trotzte. Zur Symbolfigur wurde damals der Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter. Seine Rede vor der Ruine des Reichstagsgebäudes, in welcher er an die Weltgemeinschaft appellierte, West-Berlin nicht fallen zu lassen ("... Ihr Völker der Welt! Schaut auf diese Stadt! ..."), wurde weltweit beachtet.

Am 12. Mai 1949 gaben die sowjetischen Besatzer endgültig auf, Bahn und Autos fuhren wieder.

Rekordverdächtige Leistung

Absoluter Rekordtag der Luftbrücke war der 16.04.1949: In 1.398 Flügen innerhalb von 24 Stunden wurden 12.849 Tonnen Fracht nach Berlin eingeflogen.

In insgesamt 278.228 Flügen waren 2,11 Millionen Tonnen Fracht, davon 1,44 Millionen Tonnen Kohle, 490.000 Tonnen Nahrungsmittel und 160.000 Tonnen Baustoffe zum Ausbau der Flughäfen, eingeflogen worden. Bei mehreren tödlichen Unfällen starben 79 Menschen.

Denkmäler erinnern heute noch

Im Juni 1949 wurde der Platz vor dem Flughafen Tempelhof in "Platz der Luftbrücke" umbenannt. Zwei Jahre später wurde dort das Luftbrückendenkmal des Künstlers Eduard Ludwig (1906-1960) enthüllt: Drei Rippen aus Beton krümmen sich gen Westen. Jede Rippe steht für einen Luftkorridor. Identische Gegenstücke stehen bei Celle sowie auf der Rhein-Main Air Base beim Frankfurter Flughafen.

Über diese drei Luftkorridore flogen bis zum Mauerfall alle Maschinen nach West-Berlin. Es waren nur Wege in der Luft, doch sie sicherten das Überleben Berlins. Die Westberliner gehörten von da an stärker zum Westen als je zuvor.

RR - 21. 11. 2005, Bilder: Historische Aufnahmen: DHM, Foto des Denkmals von Ingrid Strauch (GNU Public License); Karte: GNU (Leerlaufprojekt)

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