Letzter Kalif in der Türkei

Am 3. März 1924 wurde der letzte Kalif in der Türkei abgesetzt. Damit machte die 1923 gegründete türkische Republik deutlich, dass sie kein religiöser sondern ein weltlicher Staat ist.

Was ist ein Kalif?

Kalif ist ein islamischer Herrschaftstitel und bezeichnet eine Person, die zugleich religiöses und politisches Oberhaupt eines bestimmten Bereiches ist. Der erste Kalif war Abu Bakr, der Nachfolger des Propheten Mohammed. Er regierte ab etwa 632 nach Christus. Kalif bedeutet wörtlich Nachfolger des Gesandten Gottes.

Schon ab Mitte des 10. Jahrhunderts nach Christus verloren die Kalifen jedoch ihre weltliche Macht. Staatsminister und Wesire regierten während die Kalifen nur noch über die Einhaltung der religiösen Regeln wachen durften. Der Titel Kalif erhielt sich jedoch über die Jahrhunderte, sodass sich die Sultane des osmanischen Reiches häufig - besonders wieder im 19. Jahrhundert - auch Kalifen nannten. Nach dem 1. Weltkrieg verlor der letzte osmanische Sultan seine Macht und die Türkei wurde 1923 zu einer Republik. So kam es am 3. März 1924 auch zur Abschaffung des Kalifentitels.

Geschichte der Türkei

Im 11. bis 12. Jahrhundert nach Christus kamen türkische Nomaden in das Staatsgebiet der heutigen Türkei. Sie gründeten mehrere Kleinstaaten, von denen eines von Ertogul regiert wurde, dessen Sohn, Osman I Ghasi der Namensgeber für das Osmanische Reich wurde.

Das Osmanische Reich

Das Osmanische Reich umfasste zu seiner Blütezeit im 17. Jahrhundert große Teile des Mittelmeerraumes. Zum Osmanischen Reich gehörten um 1683 neben dem Staatsgebiet der heutigen Türkei große Gebiete des nordafrikanischen Raumes mit Algerien, Tunesien und Ägypten, ein Teil der arabische Halbinsel mit dem heutigen Irak, Iran und Syrien. Im Osten erstreckte sich das Osmanische Reich bis zum Kaspischen Meer. Im Norden umfasste es Teile des heutigen Russlands und der Ukraine und im Westen gehörten Teile Österreichs sowie Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Bosnien, Albanien und Griechenland dazu.

Der Kampf um Wien im Jahr 1683 erschöpfte jedoch die Kräfte der osmanischen Armee und in der Folge verlor das Osmanische Reich große Teile seines Staatsgebietes wieder. Das Ende des Osmanischen Reiches kam mit dem Ersten Weltkrieg, den es an der Seite der Mittelmächte (Deutsches Reich und Österreich-Ungarn) verlor. Das frühere Osmanische Reich kam nun unter die Kontrolle der alliierten Siegermächte und Griechenlands. Gegen diese Besatzung bildete sich eine türkische Widerstandsbewegung unter Mustafa Kemal Pascha, dem späteren Präsident der türkischen Republik.

Blaue Moschee in Istanbul


Gründung der Türkischen Republik

Am 29. Oktober 1923 wurde die türkische Republik ausgerufen. Bis heute ist der 29. Oktober deshalb der Nationalfeiertag der Türken. Das Staatsoberhaupt wurde Mustafa Kemal Pascha, der den Beinamen Atatürk (= Vater der Türken) erhielt. Er machte aus dem vormals islamischen Staat einen europäisch orientierten Nationalstaat, in dem Religion und Politik weitgehend getrennt sind. Außerdem führte Atatürk die lateinische Schrift (statt der arabischen) in der Türkei ein und verbesserte die rechtliche Stellung der Frauen.

Text: LM 01.03.04, Foto: Destination Europe

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