Leben und Sterben

Der Tod war schon immer von unheimlicher Faszination für den Menschen. Niemand weiß wirklich, ob und wie es weitergeht, womöglich ist auch einfach alles vorbei. Die Beschäftigung mit dem Tod findet ihren Ausdruck auch in der Kunst. Und Menschen nutzen die Kunst, um mit dem Tod umzugehen. Eine Firma aus England bietet sogar individuelle Särge an, die das Leben des Toten versinnbildlichen sollen.

Der Mensch ist das einzige Wesen, das weiß, dass es sterblich ist. Auch sind Menschen die einzigen Wesen, die ihre Verstorbenen bestatten. Wohl trauern Tiere, insbesondere Elefanten, um tote Herdenmitglieder. Und Knochen anderer, toter Elefanten nähern sie sich sehr respektvoll. Dennoch ist der Tod für den Menschen etwas ganz anderes, einfach weil wir wissen, dass wir sterben müssen.

Vor gut 200 Jahren waren so genannte "Betrachtungssärgl" in Mode. Kleine, Särgen nachempfundene Kistchen, in denen manchmal sogar ein nachgebildetes Skelett lag, und das einen immer wieder an die eigene Sterblichkeit erinnern sollte. Hier ist ein Anhänger abgebildet, der nach 1661 zum Gedenken an Landgraf Georg II von Hessen-Darmstadt hergestellt wurde. © Olbricht Collection 2005/Museum für Sepulkralkultur, Kassel

Tod im Mittelalter

Je nach Kulturkreis und Epoche unterscheidet sich der Umgang mit dem Tod. In Antike und Mittelalter war das Sterben viel mehr ein Teil des Lebens als heute. Man starb viel schneller an Krankheiten als heute. Eine einfache Blinddarmentzündung konnte ein junges Leben leicht beenden. Dafür lebte man auch intensiver und genoss die wenigen Freuden des Lebens umso mehr.

Viele künstlerische Darstellungen aus der Zeit des Mittelalters zeigen Knochenmänner beim Totentanz mit noch Lebenden. Solche Gemälde fanden sich auf Kirchhofmauern und Kreuzgängen und waren auch in der Buchmalerei beliebtes Motiv. Jeder, ob König oder Bettler, sollte seine Sterblichkeit vor Augen haben und versuchen, entsprechend ein gutes Leben zu leben.

Ein weiteres Memento- oder Gedenksärgl. Es stammt aus dem 18. Jhdt. © AFD/Frank Hellwig 2004

Das Sterben und die Philosophen

Im antiken Griechenland wurde philosophiert, was der Tod denn nun eigentlich sei. So sagte Sokrates (470-399 v.Chr.): "Eines von zweien nämlich ist das Totsein: entweder ist es eine Art Nichtsein (...) oder es ist eine Übersiedlung der Seele von hier an einen anderen Ort." Damit nimmt er die bis heute gültigen Anschauungen über den Tod vorweg. Die Naturwissenschaften betrachten mit dem Tod das Lebendigsein als ein für allemal beendet. Für sie ist der Tod also als eine "Art Nichtsein".

Die verschiedenen Religionen hingegen sehen im Sterben und dem Tod vielmehr "eine Übersiedelung der Seele von hier an einen anderen Ort". Zwar unterscheiden sich die Religionen in der Schilderung des Jenseits, allen gemein ist aber, dass nach dem Tod zunächst das Leben des Verstorbenen bewertet wird. Je nach Religion wird die Seele des Toten nach einer Läuterung entweder im Paradies die Heiligkeit Gottes erfahren, früher oder später ins Nirvana eingehen, oder am Tag des jüngsten Gerichts wieder auferstehen. Aber in keiner Religion ist der Tod das absolute Ende.

Auch das ist ein Sarg, hergestellt von der englischen Firma Vic Fearn. Mehr solcher verrückten Särge sind in einer Ausstellung in Kassel zu sehen. © Museum für Sepulkralkultur/Kassel

Die Angst vor dem Tod

In der modernen Zeit ist der Tod zu einem Tabuthema geworden, dem man sich am liebsten nicht stellt - er kommt von selbst und früh genug. Womöglich liegt das daran, dass die modernen Naturwissenschaften ein Weiterleben nach dem Tod für ausgeschlossen halten. Nach Ansicht von Naturwissenschaftlern gibt es keine Möglichkeit, dass nach dem Tod eine Seele unabhängig vom Körper weiterlebt. Vielleicht verschließen viele Menschen deshalb die Augen vor dem Tod, weil sie Angst haben vor einem großen "Nichts".

Die Särge haben immer etwas mit dem Leben der Verstorbenen zu tun. Ob der Auftraggeber dieses Sarges ein Hühnerzüchter war? © Museum für Sepulkralkultur/Kassel

Aber es gibt auch immer mehr Menschen, die bewusst sterben wollen. Für diese Menschen gibt es die Sterbehospize. Dort kümmern sich ehrenamtliche Helfer um sterbenskranke Menschen und begleiten sie auf ihrem vorletzten Weg. Als "letzten Weg" bezeichnet man den Weg des Verstorbenen zu seiner letzten Ruhestätte. Den legt man im allgemeinen im Sarg zurück.

Mit Kick-Flip ins Jenseits. Auf den einen oder anderen wirken diese Särge wohl makaber. Auf der anderen Seite kann man versuchen, Unausweichliches wie den Tod auch von einer heiteren Seite zu betrachten. © Museum für Sepulkralkultur/Kassel

Verrückte Särge

Auch Särge haben eine Geschichte. Für Särge und alles andere rund ums Thema Tod und Sterben gibt es sogar ein eigenes Museum in Kassel, das "Museum für Sepulkralkultur" (lat. sepulcrum=Grabstätte). Dort zeigt man, wie sich der Umgang mit dem Tod durch die Jahrhunderte geändert hat. Das zeigt sich besonders an der Gestalt der Särge. Bis 4. September 2005 läuft im Museum die Ausstellung "Crazy Coffins" - "Verrückte Särge".

Eine Firma aus England baut im Auftrag ihrer Kunden völlig unkonventionelle Särge. Kein rustikales Eichenimitat mit goldenen Griffen, sondern Autos, Skateboards, Spritzen oder Flaschen als Ausdruck dessen, was dem Verstorbenen im Leben besonders wichtig war. Die Särge werden das erste Mal außerhalb Englands präsentiert.

Museum für Sepulkralkultur

Dienstag - Sonntag 10 - 17 Uhr

Mittwoch 10 - 20 Uhr

Montags geschlossen!

Weinbergstraße 25-27

Telefon (0561) 918 93-0

Links:

Hier findet ihr die Homepage des "Museum für Sepulkralkultur" http://www.sepulkralmuseum.de/

Eine weitere Seite, die sich mit dem Tod befasst, ist http://www.outoftime.de

Wenn dich Religionen, das Mittelalter oder dein Körper mehr interessiert, dann schau doch mal in WAS IST WAS-Band 118: Mittelalter oder in WAS IST WAS-Band 105: Weltreligionen oder in WAS IST WAS-Band 118: Unser Körper.

Text: -jj- 9.6.2005

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt