Kinderlandverschickung

Am 27. 9. 1940 befahl Adolf Hitler die größte Evakuierungsmaßnahme des Zweiten Weltkrieges: die Erweiterte Kinderlandverschickung. Wegen der Bombenangriffe auf deutsche Städte, sollten Jungen und Mädchen aufs Land ziehen.

Die Bombardements der Alliierten (hier US-Bomber über Koblenz) zerstörten viele deutsche Städte.

Nachdem Hitler Bomben auf London hatte abwerfen lassen, schlug der Gegner im Sommer 1940 zurück. Nun fielen Bomben auf Berlin. Viele Familien mussten in Luftschutzkellern ausharren. Dazu kam, dass in den Städten die Lebensmittel knapp wurden und die Kinder zu hungern begannen. Um der Not zu begegnen sollten die Kinder die Städte verlassen.


Die Kinder wurden aufs Land geschickt, wo sie in Lagern betreut und erzogen wurden.



Kaderschmiede

Hilfe allein war es jedoch nicht, die hinter der Idee der Kinderlandverschickung stand. Die Nationalsozialisten nutzen die Lager, um die Kinder in ihrem Sinne zu erziehen. Während diese der politischen und ideologischen Beeinflussung sowie dem paramilitärischen Drill in den Lagern ausgesetzt waren, konnten viele daheim gebliebene Mütter nun in der Kriegsindustrie arbeiten.

Die organisatorische Verantwortung für die KLV hatte die Hitler-Jugend. Über diese Jugendorganisation konnte das NS-Regime fernab von Elternhaus und Schule im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie auf die Kinder einwirken.


Als der Krieg schon verloren war, wurden viele Jungen mit dem Volkssturm zu einem sinnlose Verteidigungskampf an die Front geschickt.

Volkssturm

1944 waren die Zeiten romantischer Lageraufenthalte endgültig vorbei. Lehrer fehlten, weil sie anderswo gebraucht wurden. Statt Mathe und Deutsch lernten die Jungen alles für den letzten Kampf. Die NS-Führer drillten die Kinder auf die Verteidigung des Vaterlandes. Die Volkssturmbinde empfanden sie als Auszeichnung. Vom Holzknüppel bis zur Panzerfaust bekamen die Kinder alles in die Hände, was dazu dienen konnte, den vorrückenden Feind aufzuhalten. Es war ein sinnloser Kampf, bei dem die Verteidiger keine Chance hatten.

Kinder ohne Eltern

Bis Kriegsende wurden rund drei Millionen Jungen und Mädchen in ländliche Gebiete evakuiert und in etwa 9.000 Lagern untergebracht. Viele von ihnen haben ihre Eltern nie wieder gesehen, andere fanden erst lange nach Kriegsende zu ihren Familien zurück. Schwer hatten es vor allem Kinder, die in besetzten Ostgebieten aufgewachsen waren. Wie ihren Eltern war ihnen die Rückkehr in die Heimatorte nicht mehr möglich. Wer Glück hatte, traf in einem Flüchtlingslager auf Familienangehörige. Solche Schicksale gibt es viele.

Auf der Seite des Deutschen Historischen Museums (DHM) findest du weitere Informationen zu diesem Thema.

Die Verordnung zur Kinderlandverschickung kannst du hier nachlesen.

26. 9. 2005; Text: RR, Bilder: Vorschau: DHM; Ostsee: Bundesarchiv (cc); Bomber: US Air Force (pd); Schießtraining: Bundesarchiv (cc)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt