Israel räumt Siedlungen

Palästinenser und Israelis hoffen auf Frieden. Mit dem Rückzug der israelischen Siedler aus den Palästinensergebieten, könnte die Region endlich sicherer werden. Israelische Sicherheitsexperten bleiben allerdings skeptisch.

Die 21 jüdischen Siedlungen im Gazastreifen sind geräumt. Zuletzt lebten dort rund 8000 Israelis. Seit 1967 ist das Gebiet von Israel besetzt, 1970 wurden die ersten Siedlungen errichtet. Die Region ist mit knapp 400 Quadratkilometern kleiner als das Bundesland Bremen. Den größten Teil des Gazastreifens prägen Sandwüsten. Nur 13 Prozent des Landes sind landwirtschaftlich nutzbar.

Der Sechs-Tage-Krieg

1967 wollte der ägyptische Präsident Nasser die arabische Welt unter seiner Führung vereinen und Israel von der Landkarte tilgen. Doch die Israelis waren schneller: Ohne den Angriff der Ägypter abzuwarten, holten Israels Generalstabschef Yitzhak Rabin und Verteidigungsminister Moshe Dayan zum Präventivschlag aus. Am 5. Juni 1967 schaltete Israel mit Kampfjets die gesamte gegnerische Luftwaffe aus. Die Truppen marschierten über den Sinai Richtung Suez-Kanal, überrannten das Gebiet der Westbank, eroberten Ost-Jerusalem und besetzten die Golan-Höhen im Norden des Landes. In nur sechs Tagen hatte Israel sein Territorium über die bis dahin festgelegten Grenzen hinaus verdoppelt, sich mit der nun entstehenden Siedlerbewegung aber auch eine Reihe neuer Probleme eingehandelt.

Die Siedlerbewegung

Im Siegestaumel des Sechs-Tage-Kriegs begann die Israelische Siedlerbewegung. Drei Jahre vor dem Gazastreifen wurde das Westjordanland besiedelt. Die Israelis nannten das Gebiet Judäa und Samaria. Für die Siedler war es die Rückkehr ins biblische Land Israel.

Die erste Siedlung Kfar Ezion wurde noch 1967 im Westjordanland errichtet, etwa zehn Kilometer von Bethlehem entfernt. Als erste Siedlung im Gazastreifen entstand Kfar Darom (1970). Beide Siedlungen wurden auf den Trümmern jüdischer Ansiedlungen errichtet, die während des ersten Nahostkriegs 1948 von der jordanischen und der ägyptischen Armee zerstört worden waren.

Skeptische Stimmen warnten allerdings schon damals, die Siedlungen könnten Israel zum Verhängnis werden und drängten auf eine rasche Friedensregelung mit den arabischen Staaten und den Palästinensern im Tausch für die eroberten Gebiete.

Ewiger Konfliktherd

In den Jahren nach dem Sechs-Tage-Krieg hatte die Besiedlung der besetzten Gebiete in erster Linie strategische Bedeutung: Die ersten Wehrsiedlungen wurden damals gebaut, um Pufferzonen zu Syrien, Jordanien und Ägypten zu schaffen. Auch um Jerusalem entstanden mit den Jahren Siedlungsketten, die eine Teilung der Stadt unmöglich machen sollen.

Später war es aber gerade die Siedlungspolitik, die den Friedensprozess stark behinderte. Auch das ohnehin schon angekratzte Image des Staates Israel hatte weiteren Schaden gelitten.

Seither bestimmten politische Konflikte zwischen radikalisierten Palästinensern und dem israelischen Militär das tägliche Leben. Hoffnungslosigkeit und Not herrscht besonders unter Jugendlichen. Fast 50 Prozent der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt.

Hoffnung und Skepsis

Während die Palästinenser auf ein besseres Leben für die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten hoffen und einen Wirtschaftsaufschwung sehen, bleiben die Israelis skeptisch. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon hat grünes Licht dafür gegeben, dass die Palästinenser den Bau eines eigenen Seehafens vorbereiten können. Über einen im Süden des Gazastreifens liegenden Flughafen, den die israelische Armee während des Palästinenseraufstandes teilweise zerstört hat, wird noch verhandelt. Israelische Sicherheitsexperten fürchten, dass militante Palästinensergruppen die neu gewonnene Freiheit nutzen könnten, um Waffen zu schmuggeln und Anschläge vorzubereiten.

Für Palästinenserpräsident Mahmud Abbas geht es jetzt um die Verwirklichung der von US-Präsident George W. Bush angestrebten Zwei-Staaten-Lösung. "Ein palästinensischer Staat würde in Frieden Seite an Seite mit dem Staat Israel leben", betonte Abbas.

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RR - 22. 8. 2005

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