Hermann Göring - Hitlers Paladin

Am 12. Januar 1893 wurde Hermann Göring geboren. Neben Adolf Hitler steht der Kampfflieger des 1. Weltkrieges als Politiker für das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Nachdem er bei den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrecher verurteilt worden war, nahm er sich 1946 im Gefängnis das Leben.

Hermann Göring kam als Sohn von Ernst Heinrich und Franziska Göring (geb. Tiefenbrunn) in Rosenheim zur Welt. Der Vater war promovierter Jurist und ein hochrangiger Kolonialbeamter. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte ihn zum ersten Reichskommissar für Deutsch-Südwestafrika bestimmt. Dieses Amt hatte Ernst Heinrich Göring von 1885 bis 1888 bekleidet. Im August 1890 verließ er Deutsch-Südwestafrika und wurde Konsul in Haiti, später Generalkonsul im ägyptischen Alexandria.

Kindheit und Jugend

Die Familie begleitete den Vater nicht ins Ausland. Ab 1901 lebte Göring zusammen mit seiner Mutter und seinen vier Geschwistern in Franken. Er besuchte die Gymnasien in Fürth und Ansbach und verbrachte einen Teil seiner Kindheit und Jugend  auf Burg Veldenstein (ca. 30 Kilometer nordöstlich von Nürnberg). Die gehörte seinem Patenonkel Hermann von Epenstein, der jüdischer Herkunft war. Dieser besaß auch ein Gut in Mauterndorf (ca. 120 Kilometer südlich von Salzburg), auf dem Hermann Göring ebenfalls einen großen Teil seiner Jugend verbrachte.

Göring zog es schon früh zum Militär. Im Alter von 12 Jahren zog er in das Kadettenhaus in Karlsruhe ein. Mit Abitur und Offiziersexamen schloss er die Kadettenanstalt ab und trat in das Badische Infanterie-Regiment Prinz Wilhelm Nr. 12 in Mülhausen im Elsaß ein. Im Januar 1914 bekleidete er dort bereits den Rang eines Leutnants.

1. Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg blieb Göring zunächst bei der Infanterie. Sein Freund, der Kampfflieger Bruno Loerzer, begeisterte ihn für die Luftwaffe. So diente Göring 1915 als Beobachter in einer Fliegertruppe. 1916 durfte er offiziell eine Pilotenausbildung beginnen. Er zeichnete sich rasch als erfolgreicher Jagdflieger aus, führte bald die Jagdstaffel 26 und stieg schließlich zum Hauptmann auf. Nach dem Tod Manfred Freiherr von Richthofens erhielt Göring das Kommando über das als Richthofens Fliegender Zirkus bekannte Geschwader. Bis zum Ende des Krieges erzielte er insgesamt 22 Luftsiege und war ein gefeierter Fliegerheld.

Weimarer Republik

Nach dem Krieg betätigte sich Göring als Kunstflieger und als Pilot der Zivilluftfahrt in Skandinavien. 1922 heiratete er die Schwedin Carin von Kantzow (geb. Fock). Carin Göring starb 1931 an Tuberkulose. Im November 1922 lernte er auf einer Protestkundgebung gegen den Versailler Vertrag Adolf Hitler kennen. Aus Begeisterung trat er der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei. Hitler beauftragte den berühmten Kriegshelden mit der Führung der im Aufbau befindlichen Sturmabteilung (SA). Am 9. November 1923 nahm Göring am Hitler-Ludendorff-Putsch in München teil, der von der Polizei blutig niedergeschlagen wurde. Er wurde durch einen Schuss in den Oberschenkel verletzt und floh nach Österreich und Italien. Die Behandlung der Verletzung durch starke Medikamente führte zur Morphiumabhängigkeit. Trotz einer Entziehungskur 1925 in Schweden blieb er sein ganzes Leben lang drogensüchtig.  Nach der vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg erlassenen Amnestie für politische Straftaten kehrte Göring nach Deutschland zurück und betätigte sich als Vertreter für Flugzeugmotoren.

Im Mai 1928 wurde Göring für die NSDAP in den Reichstag gewählt und hatte damit eine wichtige Schlüsselstellung erreicht, um Hitler den Weg zur Macht zu ebnen. Nach der Reichstagswahl im Juli 1932 wurde Göring in der ersten Sitzung des Reichstags am 30. August 1932 zum Reichstagspräsidenten gewählt. Damit hatte die NSDAP zunächst die dritthöchste Stelle in der Republik besetzt. Aus dieser Position heraus übte Göring entscheidenden Einfluss bei der Zerschlagung der Weimarer Republik aus.

Nazionalsozialismus

Nach Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 wurde Göring Reichsminister ohne Geschäftsbereich und bekam mit dem "Reichskommissariat für das preußische Innenministerium" die Kontrolle über die preußische Polizei. Damit spielte er bei der Machtübernahme und dem Aufbau des nationalsozialistischen Regimes eine entscheidende Rolle, denn nur mittels der Kontrolle über die Ordnungsorgane war es möglich, sich der politischen Gegner zu entledigen. Göring entließ 22 der 32 Polizeipräsidenten und setzte Nationalsozialisten auf deren Positionen. Gleichzeitig verstärkte er die Polizei durch 50.000 Mitglieder der SA, der Schutzstaffel (SS) und des "Stahlhelm". Ausserdem schuf er das "Geheime Staatspolizeiamt", das sich später zur Geheimen Staatspolizei (Gestapo) entwickelte.

Hermann Göring war in jede große Unrechtsaktion des NS-Regimes verwickelt. Der Staatsterror im Zuge der Machtergreifung und insbesondere nach dem Reichstagsbrand war ebenso sein Werk wie die Morde nach der inszenierten Röhm-Affäre 1934 und die ersten Konzentrationslager.

Im März 1935 übernahm Göring den Oberbefehl über die neu gegründete Luftwaffe. Beim weiteren Aufbau der Luftstreitkräfte setzte er zu Lasten der Luftabwehr auf den Bau von Offensivflugzeugen. Im April 1935 heiratete er die Schauspielerin Emmy Sonnemann (1893-1973).

1936 wurde die junge Luftwaffe einem ersten Bewährungstest unterzogen: Göring schickte die "Legion Condor" nach Spanien, um Francisco Franco im Spanischen Bürgerkrieg zu unterstützen.

Im gleichen Jahr mobilisierte er die Wirtschaftskräfte des Reiches für die Wiederaufrüstung. 1938 sorgt er dafür, dass enteignetes jüdisches Vermögen, das zuvor auf Sperrkonten lagerte, dem Staat zugeführt wurde. Ausserdem forderte er von der jüdischen Bevölkerung Schadensersatz für die Gewalttaten der Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht an den Juden und zwang sie zur Zahlung von 1,2 Milliarden Reichsmark.

Göring war auch für die Arisierungsmaßnahmen zuständig, die unter anderem zur Ausschaltung der Juden aus der deutschen Wirtschaft führten.


2. Weltkrieg


Am 1. September 1939 eröffnete Hitller den Krieg gegen Polen. Am gleichen Tag nominierte Hitler Göring offiziell zu seinem Nachfolger. Hitlers Kriegsplänen war Göring skeptisch gegenübergestanden, da er deren Erfolgsmöglichkeiten bezweifelte.

Bis zum Frankreichfeldzug wurde Göring als Held der Luftwaffe gefeiert. Als sich das Kriegsgeschick wendete und vor allem auch durch seine militärischen Mißerfolge in der Luftschlacht um England verlor Göring zunehmend sein Ansehen.  Er war auch mitverantwortlich für das Debakel von Stalingrad, weil er Hitler wider besseres Wissen zusagte, die eingekesselte Armee aus der Luft versorgen zu können. Entgegen der parteiinternen und öffentlichen Kritik weigerte sich Hitler, Göring die Leitung der Luftwaffe zu entziehen.

Im November 1943 hielt Göring seine letzte Rundfunkansprache. Anschließend zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.

Am 23. April 1945, als der Krieg längst verloren war, erbat Göring Hitlers Einverständnis zur Übernahme der Staatsgeschäfte. Daraufhin ließ Hitler den langjährigen Weggefährten verhaften und veranlasste dessen Enthebung aus allen Ämtern und seinen Parteiausschluß.

Die amerikanische Armee nahm Göring am 8. Mai 1945 auf Schloß Fischhorn am Zeller See gefangen. An diesem Tag war der 2. Weltkrieg für Deutschland beendet.

Nürnberger Prozess

Ab November 1945 war Hermann Göring als ranghöchster Nationalsozialist in Nürnberg angeklagt. Er wurde wegen aller vier Anklagepunkte zum Tod verurteilt - als Mitverantwortlicher für Angriffskriege, Judenverfolgung und Zwangsarbeit. Dem Tod durch Erhängen entzog sich Göring durch Suizid mit einer Blausäure-Giftkapsel. Niemend weiss genau, wie das Gift in die streng bewachte Zelle Görings kommen konnte. Dafür gibt es viele verschiedene Gerüchte und Behauptungen, aber keine davon konnte bewiesen werden. Mehr über die Nürnberger Prozesse erfährst du, wenn du unten auf den Link klickst.

Hermann Göring war ein Mann mit vielen Gesichtern. Er war eitel, verschlagen und brutal und doch war er im NS-Reich populärer als viele andere.

Er war mitverantwortlich für die Verschleppung ausländischer Zwangsarbeiter und den Judenmord. Frei von Zweifeln gab er offen zu, gewissenlos zu sein. "Ich habe kein Gewissen. Mein Gewissen heißt Adolf Hitler."

Text: RR, 7. 1. 2008, Fotos: DHM


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