Guernica

Am 26. April 1937, also vor genau 70 Jahren, vernichteten deutsche Bomber die spanische Stadt Guernica fast vollständig. Seitdem ist Guernica ein Symbol für die unmenschliche Brutalität des Krieges. Doch über den militärischen Zweck dieses Luftangriffs rätseln Historiker noch heute...

"In Guernica leben die glücklichsten Menschen. Ihre Angelegenheiten regeln sie durch eine Körperschaft von Bauern unter einer Eiche, und stets verhalten sie sich klug". So beschreibt Rousseau im 18. Jahrhundert eine Idylle, die sich im 20. Jahrhundert in einen Ort des Grauens verwandelte. Wie es dazu kam, wird mit einem kurzen Blick auf Spaniens Geschichte deutlich.

Das heilige Nationalsymbol der Basken: die Eiche von Guernica (baskisch: Gernika). Unter ihr trifft sich jährlich der Ältestenrat.



Der Krieg beginnt mit einer Frage: Wer regiert Spanien, einer oder alle?



Spanien, das war bis ins 20. Jahrhundert eine Monarchie. Erst ziemlich spät, nämlich 1930, schaffte Spanien den Übergang von der Monarchie zur Republik. Dieser Übergang von der Herrschaft eines Einzelnen (Monarchie) zur Herrschaft der Öffentlichkeit (Republik) gestaltete sich schwierig: Viele Hoffnungen, die die Menschen mit der neuen Staatsform verbanden, erfüllten sich nicht.

Deshalb kam es 1936 zum Bürgerkrieg: Der spanische General Francisco Franco marschierte mit seinen Kolonialtruppen in Spanien ein, die in Marokko stationiert waren. Sein Ziel war es, die republikanische Regierung zu stürzen und die Macht an sich zu reißen.

General Francisco Franco - Er führte den Putsch gegen die republikanische Regierung an.

Allerdings war das nicht so einfach: Zwar konnten Francos Truppen schnell weite Teile Spaniens erobern, doch wichtige Provinzen wie Madrid, Barcelona oder Valencia wurden von den republikanischen Truppen tapfer verteidigt.


Spanien ein internationaler Kriegsschauplatz




Ernest Hemingway - ein Schriftsteller in Uniform.

Schon bald war der spanische Bürgerkrieg nicht mehr allein Sache der Spanier: Die Sowjetunion unterstützte die Republikaner. Die Italiener und Deutschen halfen General Franco. Und so kämpften in Spanien bald Menschen aus fast allen Teilen Europas und Amerikas gegeneinander. Selbst Schriftsteller wie Hemingway oder Orwell tauschten dort ihren Stift gegen eine Waffe.

Bomben auf Guernica

Am 26. April 1937 erreichte der Krieg in Spanien einen grausamen Höhepunkt: Guernica, eine kleine Stadt im Baskenland, wird von den Deutschen bombardiert. Bei dem Angriff werden 80 Prozent der Stadt zerstört. Das Ungeheuerliche dabei war: Der Luftangriff schien sich allein gegen die Zivilbevölkerung Guernicas zu richten, wichtige militärische Ziele wie etwa die Renteria-Brücke am Stadtrand überstanden den Angriff schadlos.

Guernica in Schutt und Asche.




Legion Condor

Verantwortlich für den Angriff auf Guernica war eine Sondertruppe der deutschen Luftwaffe: die so genannte Legion Condor. Sie wurde auf Befehl Adolf Hitlers eingesetzt, um die Truppen Francos zu unterstützen und dabei neue Waffensysteme zu testen. Die Legion Condor verfügte über 100 Flugzeuge und 5000 Mann.

Göring verleiht Soldaten der Legion Condor Orden.

Krieg und Kunst Picassos berühmtes Bild "Guernica"

Als Reaktion auf die Bombardierung Gernikas malte der spanische Künstler Pablo Picasso 1937 sein berühmtes Bild "Guernica". Picasso behandelt darin das Thema Krieg auf ganz ungewöhnliche Weise: Anders als viele Bilder vergangener Jahrhunderte zeigt dieses keine Helden oder Soldaten, zu sehen sind allein die Opfer. "Guernica" zählt heute zu den bekanntesten Gemälden überhaupt.



Picassos Gemälde "Guernica" wurde erstmals 1937 auf der Pariser Weltausstellung gezeigt.



Text: Ronny Waburek // Fotos: Ausschnitt aus "Guernica": PD, Eiche: GFDL; General Franco: Revista Argentina "Siete Dias Illustrados", PD; Hemingway: PD; zertstörtes Gernika: PD; Göring: PD; Guernica: PD


Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt