Gleiche Schule für alle?

Am 17.05.1954 beschloss das höchste amerikanische Gericht einstimmig die Rassentrennung an Schulen aufzuheben. Vorangegangen waren immer stärkere Proteste der schwarzen Bevölkerung. Doch gerade in den Südstaaten weigerte man sich, das Gesetz tatsächlich umzusetzen. Und auch heute, 50 Jahre nach diesem Urteil, sind die Chancen für schwarze und weiße Kinder in den USA noch lange nicht gleich gut.

Nur mit außergewöhnlichen Leistungen hatten schwarze Athleten die Möglichkeit sozial aufzusteigen.

Diskriminierung

Vor über 50 Jahren war es vor allem im Süden der USA noch vollkommen normal, dass schwarze Menschen diskriminiert wurden, also schlechter behandelt wurden, als weiße Menschen. So durften Schwarze weder dieselben Busse wie Weiße nehmen, noch auf den selben Parkbänken sitzen oder dieselbe Schulbank drücken. In den Kinos oder Krankenhäusern gab es extra Eingänge nur für Schwarze und die verliefen nicht selten durch den Keller. Weiße Patentienten wurden zuerst behandelt.

In 17 US-Bundesstaaten galten noch in den fünfziger Jahren Gesetze, die schwarzen Kindern verboten, auf die gleichen Schulen wie Weiße zu gehen. Die Schulen und der Unterricht waren komplett getrennt. Während weiße Kinder in gute Schulen gingen, die den Abgängern Vorteile im Berufsleben boten, wurden schwarze Schüler in wesentlich schlechteren Schulen ausgebildet.

Grundlage für die Rassentrennung

Die weiße Bevölkerung sah sich dabei vollkommen im Recht. Sie berief sich auf ein altes Gerichtsurteil aus Louisiana. Es besagte, dass die Rassentrennung rechtmäßig sei, solange Schwarzen und Weißen in getrennten Einrichtungen gleiche Möglichkeiten gegeben werden. Doch davon konnte gar keine Rede sein. So bekamen schwarze Schüler die alten, abgelegten Schulbücher der weißen Schüler, während an den weißen Schulen mit dem neuesten Unterrichtsmaterial gearbeitet wurde.

Die schwarze Bevölkerung wehrt sich

Anfang der fünfziger Jahre wuchs bei den Schwarzen der Widerstand gegen die Diskriminierung. Die nationale Vereinigung zur Förderung farbiger Bürger entschloss sich, gegen die Rassentrennung an Schulen zu klagen. Der Fall der kleinen Linda Brown aus Kansas landete so vor dem obersten Gerichtshof. Linda musste täglich 8 Kilometer zur Schule für Schwarze fahren, weil die weiße Schule direkt vor ihrer Haustür sie nicht aufnehmen wollte. Es kam zu einem Prozess, der die ganze Nation bewegte.

US-Präsident Eisenhower unterstützte das Anliegen der Schwarzen. Doch gerade die beklagten Südstaaten warnten die Richter davor, sich in ihre Belange einzumischen. Der Ku-Klux-Clan drohte mit einem neuen Bürgerkrieg. Seine Anhänger erklärten, Gott wolle, dass die Rassen getrennt bleiben.

Der Richterspruch

Doch das Oberste Gericht ließ sich nicht beeindrucken. Am 17. Mai 1954 entschieden die neun Richter einstimmig: Die Trennung nach weißen und schwarzen Kindern in den öffentlichen Schulen nur aufgrund ihrer Rasse verwehrt schwarzen Kindern das Grundrecht auf Gleichbehandlung, wie es der 14. Zusatz unserer Verfassung vorschreibt. Die Rassentrennung an Schulen ist damit verfassungswidrig.

Dabei betonten die Richter in ihrer Begründung, dass bei schwarzen Kinder durch die aufgezwungene Trennung von den weißen Kindern ein Gefühl der Minderwertigkeit hervorgerufen wird, dass kaum mehr überwunden werden kann.

Die Folgen

Nach dem Urteil mussten die ersten Schwarzen im Süden noch mit Polizeischutz in die vormals weißen Schulen gebracht werden. Oftmals wurden die Schultüren von weißen, erzürnten Eltern blockiert. Außerdem wehrten sich besonders die Südstaaten dieses Urteil überhaupt umzusetzen. So dauerte es in South Carolina neun Jahre, bis die erste gemeinsame Schule eröffnet wurde.

Und heute?

Wer denkt heute sei es ganz normal, dass weiße und schwarze Schüler gemeinsam die Schulbank drücken, der täuscht sich. Ein neues Gesetz allein ändert noch nicht die Wirklichkeit. Gleiche Bildungschancen sind noch immer nur ein Traum, denn die sozialen Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Familien sind meistens noch gewaltig.

Die Mittelschicht Amerikas ist in der Mehrheit weiß und diese Familien ziehen in gepflegte Vororte. Die Menschen dort haben Arbeit, es fließen Steuern und so sind die Schulen gepflegt und gut.

Viele Schwarze zählen noch immer zur sozial schwächeren Unterschicht. Sie leben in den verarmten Innenstädten, oftmals fast wie in Ghettos. Hier gibt es eine hohe Arbeitslosigkeit. Es gibt kaum Geld und das spiegelt sich in herunter gekommenen Schulen wider. So sind auch heute, 50 Jahre nach der Aufhebung der Rassentrennung an Schulen, die Chancen von Schwarzen auf einen Platz an einer guten Uni oder auf einen gut bezahlten Arbeitsplatz gering.

-ab-17.04.05 Text / Fotos: Foto CDs

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