Giftgas als Waffe

Der Einsatz von Chlorgas im ersten Weltkrieg markierte eine Wende in der Kriegsführung. Zwar hatte man schon im Mittelalter mit Pocken oder Pest infizierte Leichen über Burgmauern geworfen oder Brunnen vergiftet, um den Gegner zu schwächen. Aber Hunderte oder Tausende Menschen auf einmal kampfunfähig zu machen oder zu ermorden war in Ausmaß und Brutalität etwas völlig Neues.

Den ersten Einsatz von Gas als Waffe gab es im August 1914 durch die Franzosen, aber das verwendete Tränengas tötete niemanden. Weitere Experimente der Deutschen und der Franzosen scheiterten, weil sich die verwendeten Stoffe beim Abschuss durch die Hitze zersetzten.

Der erste Weltkrieg wurde hauptsächlich aus Gräben heraus geführt. Dabei waren viele Tote und Verletzte zu beklagen, ohne dass man große Geländegewinne hätte erzielen können. Dieses Foto stammt aus dem Jahr 1916 von der Schlacht an der Somme. Foto: Wikipedia/gemeinfrei

Bei der belgischen Stadt Ypern setzten deutsche Truppen schließlich Chlorgas ein. Es wurde aus Flaschen verströmt, nicht in Granaten abgeschossen. Im ersten Weltkrieg standen sich die Soldaten noch in Schützengräben gegenüber. Weil das Chlorgas schwerer ist als Luft, waberte es in die französischen Stellungen und tötete dort etwa 5000 Menschen und verletzte rund 10000. Chlorgas reizt die Atemwege sehr stark und greift die Lunge an, was schließlich zum Tode führt.

Es gibt verschiedene Formen chemischer Kampfstoffe. Lungen- und Blutkampfstoffe machen das Atmen unmöglich, so dass die Menschen ersticken. Andere Substanzen wirken auf die Haut und verätzen sie. Wenn die verätzte Fläche groß ist, kann auch das tödlich sein. Dann gibt es schließlich Nervenkampfstoffe, die auf das Nervensystem wirken und zu Herz- und Atemstillstand führen. Auch Drogen wie LSD oder morphiumähnliche Stoffe können als Gaskampfstoff eingesetzt werden und gegnerische Soldaten verwirren.

Kriegslogik

Ein US-Soldat und sein Pferd. Beide tragen Masken, um sich vor Giftgasangriffen zu schützen. Foto:Wikipedia/gemeinfrei

Eigentlich war die Anwendung von vergiftenden Substanzen schon vor dem ersten Weltkrieg in der Haager Landkriegsordnung geächtet. Der Miterfinder der chemischen Kriegsführung, Fritz Haber, argumentierte aber, dass durch den Einsatz von Giftgas der Krieg schneller beendet und dadurch sogar Menschenleben gerettet werden würden. Im ersten Weltkrieg starben durch chemische Waffen rund 100000 Menschen und über eine Million wurden verletzt.

Foto: Photodisc

Folgeschäden nach Jahrzehnten

Auch nach dem ersten Weltkrieg wurden chemische Substanzen in Kriegen eingesetzt. So verwendeten die USA "Agent Orange" im Vietnamkrieg, um Wälder zu entlauben, damit sich niemand verstecken konnte. Außerdem sollte so die Nahrungsproduktion gestört werden. Aber die Substanz ist auch für Mensch und Tier giftig und noch heute werden deswegen Menschen mit Missbildungen geboren.

Auch in Kriegen und Konflikten anderer Nationen wurde Giftgas eingesetzt. Saddam Hussein setzte Giftgas gegen die Zivilbevölkerung des Dorfes Halabja ein. Aktuell ist abgereichertes Uran in der Kritik. Es wird zwar nicht als Kampfstoff eingesetzt, aber damit wird Munition gehärtet, um Panzerungen zu durchdringen. Beim Aufprall wird das Uran pulverisiert und verstreut, so dass es als schwach radioaktives Gift jahrelang gefährliche Folgen für Umwelt und Menschen hat.

Hier erfahrt ihr mehr:

Projektseite über "Agent Orange"

Das deutsche "Projekt Sunshine" setzt sich gegen Bio-Waffen ein

Seite der "Ärzte gegen den Atomkrieg"

Weitere Informationen zu ABC-Waffen

Der Wortlaut der Haager Landkriegsordnung

Die Genfer Konventionen

Text: -jj-/22.4.2005

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt