Georg Baehr: Der Baumeister der Dresdner Frauenkirche

Mit der Dresdner Frauenkirche setzte Baumeister Georg Bähr - geboren am 15. März 1666 - selbst ein Denkmal. Das Gotteshaus mit der prächtigen Kuppel aus Sandstein gilt als Sinnbild der Stadt Dresden und wird wegen ihrer einzigartigen Akustik oft für Konzerte genutzt.

 Georg Bähr, der in einfachen Verhältnissen im Erzgebirge aufgewachsen war, hatte das Handwerk eines Zimmermanns gelernt. Obwohl er keinen Meistergrad erlangte, wurde er nach seiner Wanderschaft in Dresden 1705 zum Obersten Ratszimmermeister ernannt. Als erster seiner Zunft durfte er die Bezeichnung "Architekt" tragen. Mit der Frauenkirche schuf Bähr die erste bedeutende und noch heute größte protestantische Kirche in Deutschland.


Vorgängerkirche aus dem 11. Jahrhundert

Seinen Ursprung hat der Sakralbau in einer kleinen romanischen Kirche aus dem 11. Jahrhundert, die im Mittelalter mehrfach umgebaut worden war. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude baufällig und reichte für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher nicht mehr aus. Daraufhin beschloss der Rat der Stadt Dresden 1722 eine neue Kirche zu bauen, für die Baumeister Bähr 1726 den Grundstein legte.

Über 200 Jahre Sinnbild Dresdens


Die Frauenkirche, wie sie bis 1945 bestand, wurde im Jahr 1743 vollendet. Das Besondere an ihrer Architektur war die steinerne Kuppel, die in ihrer Form an eine Glocke erinnerte. Diese weltweit einzigartige Konstruktion brachte der Frauenkirche den Beinamen "Die steinerne Glocke" ein. Die Außenkuppel sollte ursprünglich aus Holz bestehen und mit Kupfer verkleidet werden. Doch Bähr hatte von Anfang an die Idee einer Steinkuppel, von der er sich eine großartige Wirkung versprach und setzte diese letztendlich durch.

Vom Johannisfriedhof in die Krypta

Georg Bähr erlebte die Vollendung der Frauenkirche nicht mehr. 1743, knapp fünf Jahre nach dem Tod des Architekten, wurde das Gotteshaus fertig gestellt. Der Baumeister wurde zunächst er auf dem alten Johannisfriedhof begraben. Den letzten Wunsch, in der Frauenkirche bestattet zu werden, erfüllte man dem großen Baumeister nicht. Erst ein Jahrhundert später wurden Bährs Gebeine auf Initiative eines Urenkels in die Krypta überführt. Das Grabmal kann noch heute besichtigt werden.  



In zwei Nächten zerstört

Über 200 Jahre prägte die steinerne Glocke das Stadtbild des auch als "Elbflorenz" bekannten Dresdens. Bis der größte Sandsteinbau der Welt  während des Zweiten Weltkrieges den Luftangriffen der Alliierten am 13. und 14. Februar 1945 zum Opfer fiel. Bei der Bombardierung durch die Briten und Amerikaner wurde die Altstadt fast völlig zerstört. Wie durch ein Wunder blieb die Frauenkirche noch einen Tag lang stehen. Doch länger als 24 Stunden konnten die Stützpfeiler die Kuppel nicht mehr halten. Am 15. Februar stürzte das Gotteshaus komplett in sich zusammen.


Mahnmal gegen den Krieg

Zu DDR-Zeiten ließ man die Ruine der Frauenkirche im Zentrum Dresdens stehen. Als Mahnmal sollte sie an die Schrecken des Krieges erinnern. Ein Wiederaufbau wäre damals schon aus finanziellen Gründen gar nicht möglich gewesen. Erst nach der Wende setzte sich eine Bürgerinitiative dafür ein, die Kirche zu rekonstruieren. Um die Stadt nicht mit den hohen Kosten zu überlasten, erfolgte der originalgetreue Wiederaufbau fast ausschließlich mit Spendengeldern.


Trümmerberg

1992 starteten die Planungsarbeiten. Zuerst einmal musste gesichtet werden, welches Material für die Bauarbeiten noch zur Verfügung steht: Dazu wurden innerhalb von 18 Monaten die Steine des Trümmerbergs Stück für Stück abgetragen und im Computer katalogisiert. Das heißt jeder Stein wurde mit bis zu 170 Merkmalen wie Größe, Beschaffenheit und Lage vermerkt. Für die Archäologen und Architekten ein aufwändiges Puzzlespiel, aber auch eine riesige Herausforderung.


Wiederaufbau nach Originalplänen

1994 konnte dann mit dem Wiederaufbau begonnen werden, der fast genau so lange dauerte wie die einstige Errichtung der Kirche. 130 Millionen Euro wurden bis 2005 verbaut, zum Großteil gesammelt von Dresdener Bürger, ihren Gästen und Stiftungen aus der ganzen Welt. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Von der mächtigen Kuppel bis zum aufwändig gestalteten Innenraum - alles wurde nach Originalplänen umgesetzt. Trotzdem werden die Spuren des Krieges noch lange sichtbar sein. Da sich neue, helle und schwarze Originalsteine abwechseln, wird es Jahrzehnte dauern, bis sie sich angeglichen haben. Doch Architekt Bähr wäre mit der Leistung seiner "Kollegen" sicherlich zufrieden gewesen.  

Nic - 15.3.2011 / Fotos: Stiftung Dresdener Frauenkirche, Gedenkstein Georg Bähr: Creative Commons Lizenz, Autor: Norbert Kaiser

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