Ein Zwergstaat trauert um seinen Patriarchen

Monaco trauert um Fürst Rainier. Das Staatsoberhaupt des Zwergstaates starb am Morgen des 6. April nach schweren gesundheitlichen Problemen. Bereits 1994 hatte er sich einer Bypass-Operation unterziehen müssen, 2000 wurde ihm ein Teil der Lunge entfernt.

Rainier III. hat als dienstältester Staatschef Europas mehr als 55 Jahre lang an der Spitze der kleinsten Monarchie der Welt gestanden. In die Schlagzeilen der Weltpresse geriet der Patriarch der Grimaldis durch seine Hochzeit mit Hollywood-Schauspielerin Grace Kelly im Jahr 1956. Sie hatte den Fürst kennengelernt, als sie sich zu Dreharbeiten des Hitchcock-Films "Über den Dächern von Nizza" in Monaco aufhielt. Als Gattin des Monarchen nannte sie sich später Gracia Patricia. Mit dieser Hochzeit begann der steile Aufstieg Monacos zu einem "Jetset-Paradies" und zur Steueroase.

Turbulente Familie

Nach dem Unfalltod seiner Frau im September 1982 hatte sich Rainier zunehmend den Regierungsgeschäften gewidmet. Immer wieder machten Familiengeschichten um seine Töchter Caroline und Stephanie Schlagzeilen in der Klatschpresse. Kronprinz Albert übernahm bereits in den vergangenen Jahren zahlreiche Aufgaben seines Vaters, um sich so auf die Übernahme der Regierungsgeschäfte vorzubereiten. Letzte Woche wurde ihm bereits die Regierung übergeben.

Die Geschichte Monacos

Bereits die alten Griechen gründeten in Monaco die Handelsniederlassung Monoikos; die Römer übernahmen die Stadt ein paar Jahrhunderte später. Die eigentliche Geschichte Monacos beginnt aber erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts. Damals wurde Monaco zum Streitobjekt zwischen den Grafschaften Provence in Frankreich und Genua in Italien.

Ruhe kehrte erst wieder ein, nachdem es Francesco Grimaldi genannt «der Boshafte», im Jahr 1297 gelungen war, mit zwei als Mönchen verkleideten Soldaten die Tore der Stadt zu passieren und sich im Handstreich der Felsenhalbinsel zu bemächtigen. (Deshalb zieren zwei Mönche mit Schwertern das Wappen Monacos.)

Die Familie der Grimaldi schaffte es sich mit großer Zähigkeit und ebensolchem Geschick an der Macht zu halten und sogar durch weitere Ankäufe ihren Besitz auszudehnen. Durch Schutzverträge mit jeweils den richtigen Nachbarn bewahrten sie die politische Unabhängigkeit ihres kleinen Fürstentums durch die Jahrhunderte hindurch bis auf den heutigen Tag.

Dringend gesucht: neue Geldquellen

Den Bewohnern ging es früher gar nicht gut. Monaco hatte keine eigenen Einnahmequellen. Im 19. Jahrhundert sanken dann auch noch die Einnahmequellen aus dem Fischfang drastisch.

Der Aufstieg Monacos begann erst mit dem legendären Casino. Im 19. Jahrhundert waren Glücksspiele wie Roulette in Italien und Frankreich verboten, so dass zahlreiche Zocker nach Monaco reisten, um hier zu spielen. So kamen auch die ersten Reichen und berühmten Menschen nach Monaco. Während damals die Einnahmen aus der Spielbank die Staatskasse füllten, machen diese Gewinne heute keine 5% des Staatshaushaltes mehr aus.

Monaco heute

Monaco ist heute ein eigener kleiner Staat im großen Staat Frankreich. Das Fürstentum Monaco bildet mit dem umgebenen Frankreich eine Wirtschafts- und Zollunion. Außenpolitisch wird Monaco von Frankreich vertreten und beschützt.

Monaco finanziert sich heute im Wesentlichen von Touristen, Kongressen und der Mehrwertsteuer, die ihre reichen Einwohner und die Touristen als einzige Steuern bezahlen. Die 30.000 Einwohner der Stadt genießen Steuerfreiheit; dem Staat genügen die Einnahmen vom Fremdenverkehr und von der Mehrwertsteuer völlig.

sw / nic - 6.9.02 - aktualisiert 07.04.2005

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