Ein Stück Geschichte wird lebendig

Am 4. November eröffnet Bundespräsident Johannes Rau in Nürnberg das neue Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. Nach sieben Jahren Planung und Umbauarbeiten ist ein Museum entstanden, das gleichzeitig als architektonisches Mahnmal, Ausstellung und Ort der Auseinandersetzung für interessierte Jugendliche und Erwachsene konzipiert wurde. Zusätzlich zur Dauerausstellung Faszination und Gewalt werden Studientage zu verschiedenen Schwerpunkten angeboten.



Nürnberg gehörte während des Dritten Reiches zu den wichtigsten Städten in Deutschland. Auf einem vier Quadratkilometer großen Gelände im Südosten der Stadt hielt Hitler ab 1927 seine Reichsparteitage ab, die vor allem eine Inszenierung seiner selbst waren. Noch heute erinnern mehrere Monumentalbauten an diese Zeit: unter anderem die für 50.000 Menschen konzipierte Kongresshalle. Das Colosseum genannte Gebäude wurde nie ganz fertig gestellt.


Architektur der Kontraste

Im Nordflügel befindet sich seit kurzem das neue Museum. Es ist schon aus architektonischen Gründen sehenswert. Die noch im Rohbau befindlichen Räume aus der Nazizeit wurde bewusst in ihrem unfertigen Zustand belassen. Damit kontrastiert eine Neukonstruktion aus Stahl und Glas, die eine deutliche Gegenposition zur wuchtigen Bauweise der Nationalsozialisten einnimmt. Besonders beeindruckend ist der gläserne Eingang, der sich wie ein Pfeil durch das steinerne Gebäude bohrt.


"Faszination und Gewalt"

Im ersten Stock ist die Dauerausstellung Faszination und Gewalt untergebracht. In einem Rundgang von ca. anderthalb Stunden könnt ihr die Geschichte des Dritten Reiches von Anfang bis Ende verfolgen. Anhand einer Mischung aus Bildtafeln, Videoprojektionen, Kurzfilmen, Ausstellungsstücken und Fotografien im Großformat werden die Ursachen, Zusammenhänge und Folgen der NS-Gewaltherrschaft deutlich. Einen Schwerpunkt bilden dabei die Reichsparteitage und das in Nürnberg von den Nazis in Gang gesetzte Bauprojekt.


Infos per Knopfdruck

Wer keine Lust hat, alle Text auf den Bildtafeln selbst zu studieren, kann sich das Ganze auch vorlesen lassen. Mit dem kostenlosen Audioguide, der so ähnlich funktioniert wie ein Telefonhörer, erhaltet ihr auf Knopfdruck die entsprechenden Informationen auf deutsch oder englisch. Für weitere Rückfragen stehen natürlich auch die Mitarbeiter des Dokumentationszentrums zur Verfügung. Oder ihr geht mit den Museumscomputern selbst auf Nachforschung im Internet. Besonders spannend, gerade auch für Jugendliche, ist ein Film, der in einem separaten Kino gezeigt wird. Hier kommen Zeitzeugen der Reichsparteitage zu Wort.


Studientage zum Vertiefen

Noch weiter vertiefen könnt ihr eure Eindrücke bei so genannten Studientagen mit eigens geschulten Pädagogen. Buchbar sind verschiedene Programme: vom 50minütigen Nachgespräch zur Ausstellung bis hin zu mehrtägigen Projekten. Jugend im Dritten Reich, Widerstandskämpfer, Propaganda oder die Nürnberger Prozesse sind nur einige der vielen angebotenen Projektthemen. Auch interaktive Seminare mit Rollenspielen, z.B. zum Thema Gruppendruck, sind vorgesehen. Infos dazu bekommt ihr hier unter dem Punkt Veranstaltungen.

Öffnungszeiten

Das Museum ist ab 5. November täglich geöffnet. Voraussichtliche Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag, 10 bis 18 Uhr. Da ein großer Besucherandrang in den ersten Wochen erwartet wird, ist es sinnvoll, Karten und Audioguides vorzureservieren. Die Ausstellung eignet sich für Jugendliche ab 14 Jahren. Infos unter Tel: 0911 / 231 - 8409.

Nic - 02.11.2001 /Fotos: Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

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