Die Tempel von Abu Simbel

Zwei Tempel auf Wanderschaft. Beim Bau des Assuan-Hochdammes wurden die beiden Tempel Ramses II. in Abu Simbel um ca. 180 Meter landeinwärts versetzt. Das ehrgeizige technisches Großprojekt dauerte fünf Jahre, verschlang 80 Millionen US-Dollar und ist mit dem ursprünglichen Bau der Tempel vergleichbar.

Abu Simbel liegt  in Nubien, rund 280 Kilometer südlich von Assuân. Zur Planung und Errichtung der Tempel gibt es keine Dokumente mehr.

Experten datieren die Arbeiten in die Zeit des nubischen Vizekönigs Iunj: Einer Inschrift nach, die am kleinen Tempels entdeckt wurde hatte der König einen seiner engsten Vertrauten damit betraut, die Anfangsarbeiten zu beaufsichtigen. An der südlichen Grenze des Pharaonenreiches sollte mit den Bauwerken die Macht und ewige Überlegenheit Ägyptens gegenüber dem tributpflichtigen Nubiern demonstriert werden.

Rettung der Tempel

Zwischen Assuan und Abu Simbel säumten etliche Tempelanlagen die Ufer des Nils.

Dank einer international gut funktionierenden Zusammenarbeit unter der Schirmherrschaft der UNESCO wurden einige der Tempelbauten abgetragen und in den Museen Berlin, Leiden, Madrid, New York und Turin wieder aufgebaut. Die wichtigsten pharaonischen Bauten konnten an andere Orte versetzt werden.

Ausbau des Staudamms

Bereits 1912 und 1932 war die Staumauer aufgestockt worden. Der Stausee hatte nun einen Inhalt von 5,3 Milliarden Kubikmetern.

In den Jahren 1959 bis 1968 wurde sieben Kilometer südlich des Assuan-Staudamms ein neuer Damm errichtet, der Assuan-Hochdamm, der den Nil zum Nassersee aufstaut. Und auch wenn er nicht der größte von Menschenhand geschaffene Staudamm ist, so sind die Ausmaße des Sadd el-Ah gewaltig. Jetzt fasst der über 500 km lange künstliche See 130 Milliarden Kubikmeter Wasser. Ägyptens Industrie profitiert davon; ein gewaltiges Kraftwerk, nutzt die gestauten Wassermassen zur Energiegewinnung.

Ökologische Vorteile

Obwohl der Assuan Staudamm überwiegend Nachteile eingebracht hat, gibt es auch einige wenige Vorteile. Einer dieser Vorteile ist, dass die wesentliche Grundwasserversorgung in diesem äußerst trockenen Gebiet aus dem Assuan-Stausee kommt. Ägyptens Landwirtschaftliche Anbauflächen sind durch den Staudamm um 25 Prozent gestiegen.

Die Kehrseite der Medaille

Neue Arbeitsplätze und Wohnungen sind entstanden. Auch der Schiffsverkehr konnte verbessert werden.

Trotz dieser Vorteile gibt es auch Leidtragende. Die Nubier, die die Gegend seit Jahrtausenden bevölkerten mussten zu Tausenden weichen. Ihre Dörfer und Siedlungen, Palmen und Kulturlandschaften wurden überflutet.

Fast hunderttausend Menschen verloren ihre Heimat. In Zahlen sieht das viel nüchterner aus, hier überwiegen die Gesamtvorteile gegenüber den Einzelschicksalen. Trotzdem sind die ideellen und kulturellen Verluste unwiederbringlich.

Text: RR, 17. 11. 2008, Bilder: Przemyslaw Idzkiewicz. (Ramses Tempel), Hajor (Ramses II).  alle  GNU Public Lizense, NASA (Satellitenfoto Assuan-Hochdamm).

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt