Die Nürnberger Prozesse
Am 20. November 1945 begann in Nürnberg das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher des Hitlerreiches. Damals wurde Justizgeschichte geschrieben. Die Prozesse gegen wichtige Personen der Nazizeit dauerten bis April 1949.
Der Blick auf die Anklagebank. Die Tür zwischen den Wachtposten gehört zu einem Aufzug, der in den Keller des Justizgebäudes führt. Von dort aus verläuft ein Gang unter der Gefängnismauer hindurch in das Gefängnis.Der Prozess und die Folgeprozesse
Vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 tagte im Schwurgerichtssaal des Nürnberger Justizgebäudes das Internationale Militärtribunal. Es beruhte auf Beschlüssen der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion und Großbritannien.
Im Auftrag des US-Präsidenten Truman organisierte der amerikanische Bundesrichter Robert H. Jackson, das gesamte Verfahren. Er empfahl Nürnberg als Prozessort, weil es nur dort ein ausreichend großes und während des Bombenkrieges nur unwesentlich beschädigtes Justizgebäude gab, dazu in unmittelbarer Nähe ein gleichfalls unzerstörtes Gefängnis.
Die Eröffnungssitzung des Tribunals fand am 18. Oktober 1945 in Berlin statt, dem Sitz des Alliierten Kontrollrates. Dort überreichten die Ankläger die Anklageschrift gegen 24 Hauptkriegsverbrecher (Die Namen findest du, wenn du unten auf den Link klickst). Einen Monat später begann in Nürnberg der erste einer langen Serie von Prozessen.
Wundere dich nicht, wenn mal vom "Nürnberger Prozess" und dann wieder von den "Nürnberger Prozessen" gesprochen wird. Mit dem "Nürnberger Prozess" ist immer der internationale "Hauptkriegsverbrecherprozess" gemeint, der 1946 zu Ende ging. Wer von der Mehrzahl spricht, meint alle Prozesse bis 1949. Im Gegensatz zum ersten Prozess, waren die folgenden zwölf Verfahren reine US-Militärprozesse ohne Beteiligung der Verbündeten.
Anklagepunkte
Den Hauptkriegsverbrechern wurden die folgenden Verbrechen vorgeworfen:
1. Verschwörung gegen den Weltfrieden
2. Planung, Entfesselung und Durchführung eines Angriffskrieges
3. Verbrechen und Verstöße gegen das Kriegsrecht
4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit
Verfahren und Urteile
Den Vorsitz hatte der britische Lordrichter Geoffrey Lawrence. An 218 Verhandlungstagen wurden 360 Zeugen vernommen. Ferner wurden etwa 200.000 "Affidavits" (eidesstattliche Versicherungen) als Beweismittel verwertet. Die Verfahrensordnung war vom anglo-amerikanischen Recht geprägt.
Für den Gerichtshof arbeiteten damals über 1.000 Menschen (Dolmetscher, Übersetzer, Schreibkräfte, Vernehmungspersonal, usw.).
Am 30. September und am 1. Oktober 1946 wurden die Urteile verkündet: Es wurden 12 Todesurteile (eines davon über Martin Bormann in Abwesenheit) und sieben Gefängnisstrafen ausgesprochen, drei Angeklagte wurden freigesprochen.
Zitat
"Die Anklage hat einen hohen Standard des Verhaltens gegenüber fremden Nationen und gegenüber dem eigenen Volk als Grundlage der Verurteilung der Deutschen vorgeschlagen - ein Standard, an dem ihr eigenes Verhalten künftig gemessen wird." Robert H. Jackson (amerikanischer Hauptankläger im Nürnberger Prozess)
Auf der Seite des Memorium Nürnberger Prozesse findest du weitere Informationen.
RR, Stand: 20. 11. 2010, Foto: © National Archives, College Park, MD, USA
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