Die Münchner Räterepublik

Im April 1919 versuchte die radikale Linke in Bayern ein Rätesystem zu errichten. Die Regierung wurde aus München vertrieben und wich nach Bamberg aus. Von dort aus bündelte sie die Kräfte für den Gegenschlag. Am 3. Mai 1919 war die Münchner Räterepublik bereits Geschichte.

Eine Räterepublik ist ein politisches System, bei dem die Herrschaft von der Bevölkerung über direkt gewählte Räte ausgeübt wird. Es wird auch als "Rätedemokratie" bezeichnet.

Chaos nach dem 1. Weltkrieg

Bis zur Abdankung Kaiser Wilhelms des Zweiten lebten die Deutschen in einem hierarchisch geordneten politischen System. Der Kaiser hatte das Denken und Handeln seiner Untertanen bestimmt und sie so in das Verderben des Krieges geführt.


Nach dem Krieg gab es kein politisches System mehr. Es gab viele Modelle in den Nachbarstaaten, doch keines ließ sich auf das zerstörte Deutschland übertragen.

In Bayern war das nicht anders. Am 7. November 1918 wurde in Bayern die Republik ausgerufen. Angeführt wurde diese von einem Arbeiter- und Soldatenrat unter dem Vorsitzenden Kurt Eisner.

Einen Tag später bildeten USPD und SPD eine Koalitionsregierung. Eisner (USPD) wurde in der Übergangszeit bis zur ordentlichen Landtagswahl Ministerpräsidenten. Der  Wahltermin wurde auf den 12. Januar 1919 festgesetzt. Die radikale Linke Kommunisten, Anarchisten und andere - wollte keine Landtagswahlen sondern ein Rätesystem.



Eskalation in München



Die SPD wollte die Republik durch Bürgerwehren schützen, doch die USPD und die Soldatenräte lehnten diese Forderung ab. Kurt Eisner erlitt bei den Landtagswahlen im Januar 1919 eine verheerende Niederlage.

Kurz vor der Bekanntgabe seines Rücktritts wurde er am 21. Februar von dem rechtsradikalen Grafen Anton von Arco-Valley erschossen. Es konstituierte sich ein Zentralrat der bayerischen Räte mit Ernst Niekisch (SPD) an der Spitze. Am 28. Februar wurde der Antrag auf Ausrufung der Räterepublik abgelehnt.


Am 17. März wählte der bayerische Landtag eine neue, von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) geführte Landesregierung.



Die Regierung flieht



Der Zentralrat kömmerte sich nicht um den Ausgang der Wahl und rief trotz der neu gewählten Landesregierung am 7. April offiziell die Räterepublik aus. Gleichzeitig wurde eine Rote Armee gegründet, um diese neue Räterepublik zu schützen, deren Macht vor Münchens Toren endete, obwohl sich verschiedene andere bayerische Städte der Räterepublik angeschlossen hatten.

Die neuen Machthaber waren zu uneins, um den Freistaat komplett regieren zu können. Trotzdem wurde die Regierung unter Ministerpräsident Johannes Hoffmann vertrieben. Sie wich nach Bamberg aus und agierte von dort, um die alte Landeshauptstadt zurück zu erobern und das Räteregime zu stürzen.

Am 13. April griff die Republikanische Soldatenwehr an, scheiterte jedoch am Widerstand der Roten Armee. Nun trat die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) an die Spitze der Münchner Räterepublik.



Handlungsunfähig



Ein weiterer Machtwechsel erfolgte am 27. April zugunsten des gemäßigten Führers der USPD Ernst Toller. Zu dieser Zeit waren die Münchner wegen der Belagerung schon sehr ausgehungert. Aus diesem Grund drängte Toller auf Verhandlungen mit der Regierung Hoffmann. Doch der wollte nicht mit seinen Gegnern reden. Am 28. April wurde ein neuer Aktionsausschuss gewählt, dem weder Kommunisten noch Toller angehörten.



Ein schnelles Ende



Auf die Ermordung von zehn rechtsgesinnten Freiwilligen, reagierte der Freikorps mit dem Einmarsch nach München und der Niederschlagung der Räterepublik. Bei den Kämpfen zwischen Rotarmisten und Freikorps kamen nach unterschiedlichen Quellen zwischen 300 und mehrere Tausend Menschen ums Leben, etwa 5 000 wurden in der Folge wegen ihrer Beteiligung an der Räterepublik vor Gericht gestellt.




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Text: RR, Stand 2. 5. 2009, Bilder: DHM

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