Die Ermordung der Zarenfamilie

Am 28. Juni 1914 bricht der erste Weltkrieg aus. In Russland überstürzen sich die Ereignisse. Im ganzen Land treten die Arbeiter in den Streik und rufen zum Kampf gegen den Zaren auf. Nikolaus II muss abdanken. Die neue provisorische Regierung schickt die Zarenfamilie in die Gefangenschaft nach Sibirien. Am 24. Oktober 1917 ergreift der Revolutionsführer Lenin die Macht. Seit dieser Stunde ist das Leben der Romanows, so heißt die Zarenfamilie, in Gefahr.

Das grausame Ende

Nun wird die Familie nach Jekaterinenburg gebracht. Das Ipatjew-Haus wird zum schrecklichen Gefängnis für die Romanows. Unter menschenverachtenden Verhältnissen werden sie dort in Zimmern eingesperrt,die sie nur zu den Mahlzeiten verlassen dürfen. Selbst auf der Toilette werden sie überwacht. Die Romanows erhalten keine Zeitung, keine Briefe, keine Telegramme, keinen Besuch.

Die Mordnacht

In der Nacht vom 16. auf den 17.Juli 1918 wird die Familie geweckt. Im Moskauer Kreml hat man beschlossen die Zarenfamilie zu töten. Sie werden in den Keller geführt wegen Unruhen in der Stadt. Die Romanows schöpfen keinen Verdacht. Nikolaus trägt seinen Sohn Alexej, der an den schmerzhaften Folgen seiner Bluterkrankheit leidet, die Treppe hinunter. Beide haben ihre Uniform angezogen. Ihnen folgen die ehemalige Zarin, ihre Töchter Olga, Tatjana, Maria und Anastasia, ihr Leibarzt und drei Bedienstete.

Ein grausames Gemetzel

Dann stürmen 11 Bewaffnete in den Keller. Der Anführer verliest eilig das Todesurteil, danach eröffnen die Henker das Feuer. Zum Teil prallen die Kugeln an den Diamanten, die die Zarin und ihre Töchter in den Korsetts einnähten ab. Es folgt ein blutiges Massaker. Die sterblichen Überreste der Opfer werden in einem nahe gelegenen Wald zunächst ausgeraubt und danach verscharrt. Einen Tag später lässt der Kommandant die Leichen noch einmal ausgraben und an einem anderen, sichereren Ort vergraben.

61 Jahre später

Lange Zeit weiß man nicht, wo sich das Grab der ermordeten Zarenfamilie befindet. Erst Jahrzehnte später ermittelt der Geologe Alexander Awdonin im Fall Romanow. In den Birkenwäldern um Jekaterinenburg macht er im Mai 1979 einen spektakulären Fund: der Schädel des Zaren. Noch wird die Akte Romanow geheim gehalten und er vergräbt die Knochen wieder.

Erst im Juli 1991 kehrt er zurück und nach dreitägiger Arbeit steht fest, dass in der Grube nur neun der elf Opfer vorhanden sind. Zwei der Kinder fehlten eindeutig. Fest steht, dass Olga und Tatjana im Grab waren. Maria und Alexej fehlten. Das zeigten Untersuchungen im Jahr 2007. Was mit diesen beiden Leichen geschah, ist nicht genau bekannt.
  
Die letzte Ruhestätte

Genau 80 Jahre nach ihrem Tod, am 17. Juli 1998, werden die sterblichen Überreste des letzen russischen Zaren, seiner Frau Alexandra, drei ihrer fünf Kinder, ihres Hausarztes und der mit ihnen erschossenen Diener in der Peter - und - Pauls - Kathedrale in St. Petersburg beigesetzt. Zwei Jahre später spricht die Russisch-Orthodoxe Kirche die ermordeten Mitglieder der Zarenfamilie heilig.

Der Mythos Anastasia

Ihr kennt vielleicht den Zeichentrickfilm "Anastasia" von 20th Century Fox. Historische Fakten sind dabei Nebensache. Nur soviel zu Geschichte: Die Zarenfamilie wird ermordet, und nur Anastasia kann fliehen. Die Prinzessin muss nach Paris, wo ihre Großmutter lebt. Doch auch dort lauern Gefahren.

Tatsächlich gab es immer wieder Frauen, die behaupteten die Zarentochter Anastasia zu sein. Am bekanntesten ist eine Frau, die sich Anna Anderson nannte und 1920 nach einem Selbstmordversuch aus dem Berliner Landwehrkanal gezogen wurde. Bis zu ihrem Tode 1984 hat sie behauptet, die vermisste Zarentochter zu sein. Gentests haben jedoch bewiesen, dass sie keine Angehörige der Romanows war. Vermutlich war sie die aus Pommern stammende polnische Fabrikarbeiterin Franziska Schanskowska.

16.7.2003 / sw Abbildung: Anastasia, Fox Home Enterainment.

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