Der Versailler Friedenskongress

Am 18. Januar 1919 wurde im Spiegelsaal von Versailles die Friedenskonferenz eröffnet, die den Ersten Weltkrieg beenden sollte. Der Tag und der Ort waren bewusst gewählt worden, denn am 18. Januar 1871 hatte sich der preußische König Wilhelm I. in Versailles zum Deutschen Kaiser ausrufen lassen. Ergebnis des Kongresses war der Versailler Vertrag, der am 10. Januar 1920 in Kraft trat.

 

Das Ende des ersten Weltkriegs

Mit dem verlorenen ersten Weltkrieg 1918 brach auch das Deutsche Kaiserreich zusammen. Kaiser Wilhelm II dankte ab und ging am 11. Nov. 1918 in die Niederlande.

1919 wurden Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung einberufen. Da in Berlin ständige Unruhen herrschten, versammelten sich die Vertreter in Weimar. Deshalb nennt man den neu entstandenen Staat auch Weimarer Republik. In dieser parlamentarischen Demokratie beschloss das Parlament, der Reichstag, die Gesetze. Der Chef der Regierung, der Reichskanzler und die Minister wurden vom Reichstag gewählt.

Was ist Versailles?

Versailles ist ein Vorot südwestlich von Paris. Es ist die Hauptstadt des französischen Bezirks (Départament) Yvelines. Versailles ist vor allem durch sein Schloss berühmt. Von 1682 - 1789 residierten hier die französischen Könige. Mit seinen Gärten und Lustschlössern ist es die größte Schlossanlage Europas.

Die Vorverhandlungen

Am 18.01.1919 wurde im Spiegelsaal von Versailles die Friedenskonferenz eröffnet. Mit Ausnahme von Russland waren 32 Staaten vertreten. Den Vorsitz hatte der französische Ministerpräsident Clemenceau. Vertreter der ehemaligen Feindmächte, also aus Deutschland oder Österreich waren nicht zugelassen. Federführend bei den Verhandlungen waren die Amerikaner, Briten, Franzosen und Italiener.

Heftig wurde über die Auflagen für die Verlierer des Krieges gestritten, bis schließlich die deutschen Abgesandten am 07. Mai 1919 aufgefordert wurden, die Vertragsbestimmungen entgegen zu nehmen. Der Vertrag enthielt 15 Teile mit 440 Artikeln. Als die einzelnen Punkte in Deutschland bekannt wurden, waren Vertreter aller Parteien entsetzt.

Inhalte des Versailler Vertrags

Teil I des Vertrages enthielt die Völkerbundssatzung, die als Vorläufer der Vereinten Nationen gesehen werden kann, allerdings ohne das Deutsche Reich als automatisches Mitglied anzuerkennen.

Die neuen Grenzen

Dann wurden die Grenzen des Deutschen Reiches festgelegt und bestimmt, wer politisch über die Gebiete zu regieren hatte, die Deutschland abtreten musste. Deutschland hatte Gebietsverluste von 70 000 Quadratkilometern hinzunehmen. So ging Elsass-Lothringen an Frankreich, das Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei, Posen und Westpreußen an Polen, das Memelgebiet geriet unter die Kontrolle der Alliierten, Danzig wurde dem Völkerbund unterstellt.

In verschiedenen Grenzgebieten sollten Wahlen über die Zugehörigkeit entscheiden. Eupen-Malmedy fiel an Belgien, Nordschleswig wurde zwischen Deutschland und Dänemark geteilt. Das Saargebiet wurde 15 Jahre vom Völkerbund regiert, danach konnte es selbst über seinen Status entscheiden. Im südlichen Ostpreußen und in Westpreußen östlich der Weichsel wurde für den Verbleib im Deutschen Reich gestimmt. Im Saargebiet sollte erst nach Ablauf von 15 Jahren eine Volksabstimmung stattfinden. Bis dahin wurde das Saargebiet dem Völkerbund unterstellt.

Deutschland musste alle Kolonien abtreten. Deshalb unterzeichneten auch so viele Länder den Vertrag, denn auch Honduras oder Haiti oder Uruguay waren mit dabei.

Geschrumpftes Militär und Reparationen

Außerdem wurde das Militär stark beschnitten und die Wehrpflicht, der Generalstab und die Kriegsakademie abgeschafft. Dies entsprach fast einer Entwaffnung, die stark kritisiert wurde.

Weiterhin ging es um die so genannten Reparationen, also um die Zahlungen, Sach- und Dienstleistungen, die die Deutschen den Siegermächten leisten sollten. Reparationen sollten als Wiedergutmachung der Besiegten gegenüber den Verlusten und Schäden der Siegermächte dienen.

Die alleinige Kriegsschuld

Begründet wurden diese Forderungen der Siegermächte mit der im Vertrag festgeschriebenen alleinigen Kriegsschuld der Deutschen. Die Tatsache, dass die Deutschen allein für den Krieg verantwortlich gemacht wurden, war für die Deutschen fast unannehmbar und sorgte für Tumulte und Unruhen.

Die Annahme des Vertrags

Die Regierung unter Reichskanzler Scheidemann trat im Juni 1919 zurück, da sie nicht die Verantwortung für die Unterzeichnung des Vertrages übernehmen wollte. Die Alliierten setzten ein Ultimatum und drohten mit erneuten Kriegshandlungen. Unter diesem Druck der Siegermächte stimmte die deutsche Nationalversammlung in Weimar am 22.06.1919 schließlich für die Annahme. Unterzeichnet wurde am 28.06.1919, am 10. Januar 1920 trat er in Kraft.

Folgen

Vor allem von den radikalen rechten Gruppen wurde dieser Vertrag als Schmach und als Verlust, ja sogar als Verrat ausgelegt. Die später an die Macht kommenden Nationalsozialisten nutzten die umstrittenen Reparationszahlungen, die Gebietsabtretungen und die Alleinschuld, um sie gegen die Weimarer Republik und das Ausland zu verwenden und gegen sie Stimmung zu machen.

-ab/rr-12.01.09 Text / Landkarte: Deutsches Historisches Museum, www.dhm.de/lemo/html/weimar/versailles/.

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