Der "Totale Krieg"

Das Jahr 1943 markierte einen Wendepunkt im 2. Weltkrieg. Nach der Niederlage von Stalingrad im Januar begann für Adolf Hitler und sein Nazi-Regime der Totale Krieg.


Im Januar 1943 musste die Deutsche Wehrmacht im russischen Stalingrad ihre schwerste Niederlage hinnehmen.

100.000 Soldaten wanderten nach der Kapitulation am 31. Januar in sowjetische Gefangenschaft. Am 18. Februar 1943 versuchte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels ein letztes Mal den Mythos von der Volksgemeinschaft zu beschwören, indem er öffentlich den "Totalen Krieg" proklamierte.

Unter dem unmittelbaren Eindruck der Katastrophe von Stalingrad appellierte er an den Durchhaltewillen der deutschen Bevölkerung.

Inszeniertes "Massenspektakel"

Goebbels schrie: »Ich frage euch: Wollt ihr den totalen Krieg? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt vorstellen können?«

Die namenlose Menschenmenge brüllte zurück: »Ja! Ja! Ja!«

Goebbels rief: »Ich frage euch: Ist euer Vertrauen zum Führer heute größer, gläubiger und unerschütterlicher denn je? Ist eure Bereitschaft, ihm auf allen seinen Wegen zu folgen und alles zu tun, was nötig ist, um den Krieg zum siegreichen Ende zu führen, eine absolute und uneingeschränkte?« Diese Mischung aus geltungssüchtigem Pathos und Menschenverachtung war charakteristisch für Joseph Goebbels. Die Idee dafür hatte Goebbels bereits im Oktober 1942, als sich die militärische Niederlage bei Stalingrad abgezeichnet hatte.

Die berühmte Rede im Berliner Sportpalast wurde von einigen Tausend extra dafür ausgesuchten Anwesenden ekstatisch bejubelt und via Radio (Volksempfänger) über das ganze Land verbreitet, ein inszeniertes Schauspiel - gedacht für die zeitversetzte Ausstrahlung im Rundfunk und in der Deutschen Wochenschau. Begeisterung sollte nicht nur bei den Hörern zu Hause hergestellt werden, sondern auch bei den Soldaten an der Front.

Der »Völkische Beobachter« widmete am nächsten Tag dieser Kundgebung vier Seiten seines Riesenformates und behauptete: Die Menge erhebt sich wie ein Mann. Die Begeisterung der Masse entlädt sich in einer Kundgebung nicht da gewesenen Ausmaßes. Vieltausendstimmige Sprechchöre brausen durch die Halle: »Führer befiel, wir folgen!« Eine nicht abebbende Woge von Heilrufen auf den Führer braust auf. Wie auf ein Kommando erheben sich nun die Fahnen und Standarten, höchster Ausdruck des weihevollen Augenblicks, in dem die Masse dem Führer huldigt.

Durch solche Berichterstattung entstand der Eindruck, dass das ganze Volk diesen Totalen Krieg wünschte. »Führer befiel, wir tragen die Folgen!« wandelten die Hitler-Gegner den Spruch ab, doch nur leise und hinter verschlossenen Türen. Da die Bevölkerung von einem Heer aus Spitzeln und Denunzianten überwacht wurde, regte sich kein Widerstand.

Die totale Mobilmachung bedeutete für die Daheimgebliebenen den absoluten Dienst an der Waffe. Im August 1943 wurde mit der Evakuierung Berlins begonnen, bis Ende des Jahres verließen über 700.000 Einwohner die Reichshauptstadt.

In Ostpreußen und Bayern waren die so genannten Berliner Bombenflüchtlinge nicht gern gesehen. Ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten für den »totalen Krieg« im Berliner Sportpalast gestimmt und sie sollten in ihrer zerstörte Stadt zurückkehren.

Auf der Seite des Deutschen Historischen Museums (DHM) findest du eine Biografie von Joseph Goebbels ...

und eine Chronik der Geschehnisse im Kriegsjahr 1943.

Roland Rosenbauer - 17. 2. 2003 Bilder: DHM

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