Der letzte Kaiser

Karl war der älteste Sohn von Philipp I. ("der Schöne"), Herzog von Burgund, und Johanna von Kastilien, auch genannt "die Wahnsinnige". Geboren wurde Karl am 24.2.1500 in Gent in Belgien. Sein Großvater war der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Maximilian I.

Karl erbte mit sechs Jahren von seinem früh verstorbenen Vater das Königreich der Niederlande und Burgund. Seine Kindheit verbrachte er, zusammen mit seinen Schwestern, am Hof seiner Tante Margarete in den Niederlanden. Dort lernte er viel von Adrian von Utrecht, dem späteren Papst Hadrian VI.

Karl V., ein Porträt aus dem frühen 17. Jhdt. Wikipedia

Im Januar 1515 wurde Karl mit gerade einmal 14 Jahren von den burgundischen Ständen für regierungsfähig erklärt. Nur ein Jahr später wurde Karl zu Karl I. von Spanien, König von Kastilien - und von Aragón, Navarra, Granada, Neapel, Sizilien und Sardinien sowie den spanischen Kolonien in Amerika. Das war das Reich, in dem die Sonne niemals unterging.

Schließlich starb im Jahr 1519 sein Großvater Kaiser Maximilian I. So erbte Karl die Ländereien Habsburgs in Österreich und vergrößerte sein Einflussgebiet erneut. Jetzt war der Thron des Kaisers neu zu besetzen. Um die Position des Deutschen Kaisers und Königs bewarben sich, neben Karl, auch Franz I. von Frankreich und Heinrich VIII. von England.

Damals wurde der Kaiser gewählt und wie heute war der Wahlkampf eine teure Sache. Wählen durften allerdings nur die sieben Kurfürsten (mittelhochdeutsch kur="Wahl") des Reiches. Wahlkampf bestand damals darin, den verschiedenen Kurfürsten Vergünstigungen oder auch Ländereien zukommen zu lassen. Mehr als die Hälfte des benötigten Geldes kam dabei von der reichen Augsburger Kaufmannsfamilie der Fugger. Für diese Unterstützung erhielten sie von Karl viele Privilegien.

Das Wappen des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches. Wikipedia

Karl gewann den Wahlkampf. Ende Juni 1520 wurde Karl I. von Spanien zum Römischen König Karl V. Der Titel "Römischer König" oder "Rex Romanorum" sollte klarmachen, dass Karl Anspruch auf den Kaiserthron hatte. Ende Oktober 1520 wurde er in Aachen vom Kölner Erzbischof gekrönt. Bis zur Bestätigung seines Kaisertitels durch den Papst führte er mit dessen Erlaubnis den Titel eines "Erwählten Römischen Kaisers". 1530 schließlich krönte Papst Clemens VII. Karl in Bologna zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Karl V. war der letzte römisch-deutsche Kaiser, der durch eine Papstkrönung bestätigt wurde.

Karl V. war katholisch und konnte mit Martin Luther und seiner Reformation nichts anfangen. Nach Karls Ansicht gefährdete Luther mit seinen Ideen den Zusammenhalt des Reichs. 1521 lud er Martin Luther zum Reichstag nach Worms. Durch das "Wormser Edikt" wurden Martin Luther und seine Anhänger wegen Ketzerei und Kirchenspaltung geächtet, ihnen wurde also der rechtliche Schutz abgesprochen. Aber Karl war stark mit anderen Dingen beschäftigt, so dass sich die Reformation, der evangelische Glaube, immer weiter ausbreiten konnte.

1556 dankte Karl ab, verzichtete auf seinen Thron. Den Habsburger Teil des Reiches erhielt sein Sohn Philipp II. von Spanien. Der Bruder Karls, Ferdinand I., erhielt das Heilige Römische Reich. Karl V. ging nach Spanien ins Kloster von Yuste wo er 1558 starb.

Erklärungen:

Heiliges Römisches Reich: bildete sich im 10. Jahrhundert und bestand bis 1806. Geht zurück auf das ostfränkische Reich der Karolinger. "Heilig" sollte den göttlichen Ursprung der irdischen Macht andeuten. "Römisch" deswegen, weil man sich als Nachfolger des römischen Imperiums sah. Wird auch als "HRR" abgekürzt.

Habsburger: Diese Familie war bis 1806 das mächtigste deutsche Adelsgeschlecht. Ihm entstammen die Staatsoberhäupter von Österreich, Könige von Spanien und Kaiser des HRR. Der Name kommt von der Burg Habsburg, dem Familiensitz in Aargau in der Schweiz.

Stände: Im Mittelalter war die Gesellschaft nach Ständen organisiert. Je nach Zugehörigkeit zu einer Gruppe hatte man Rechte und Pflichten. Ganz oben stand König oder Kaiser. Im ersten Stand waren die Geistlichen, der so genannte Klerus. Als zweiter Stand wurde der Adel angesehen. Der dritte Stand umfasste den Rest der Bevölkerung, Bürger und Bauern.

Privilegien: Lat.="Ausnahmegesetz" oder "Vorrecht"

Edikt: Lat.= "verkünden", "aussprechen". Damit wurden Gesetze bezeichnet, die einen speziellen Gegenstand behandeln.

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Text: -jj- 24.2.2005

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