Der Kieler Matrosenaufstand

Von 1914 bis 1918 tobte in Europa der Erste Weltkrieg. Ende Oktober 1918 war ein Ende schon abzusehen. Dennoch plante die Seekriegsleitung einen letzten, sinnlosen Angriff auf die britische Flotte. Dagegen erhoben sich die Matrosen, was schließlich zur Novemberrevolution in Deutschland führte.

Am 28. Juli 1914 erklärte Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Grund war ein tödliches Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau im serbischen Sarajevo. Das Russische Reich bereitete sich auf die militärische Unterstützung Serbiens vor. Schließlich erklärte das Deutsche Reich als Bündnispartner Österreich-Ungarns Russland den Krieg.


Nach vier Jahren brutaler und oft sinnloser Schlachten wie den Grabenkämpfen auf Europas Schlachtfeldern lag die Welt in Trümmern. Der Krieg wurde erstmals mit schweren Waffen wie Flugzeugen und Panzern sowie Giftgas geführt. 1918 schließlich neigten sich die Auseinandersetzungen einem Ende zu. Sogar Vorverhandlungen zu einem Waffenstillstand wurden geführt.


Sinnlose Schlacht um vermeintliche Ehre


Da sickerte zu den Mannschaften auf den deutschen Kampfschiffen durch, dass die Seekriegsleitung den Krieg nicht kampflos beenden wollte. In einer letzten Schlacht gegen die britische Flotte sollte die soldatische Ehre verteidigt werden. Die deutschen Marineverbände, die zuletzt 1916 in der großen Schlacht am Skagerrak eingesetzt wurden, sollten ein letztes Gefecht kämpfen. Admiral Scheer und Konteradmiral von Trotha wollten ihre Soldaten lieber in einen, in ihren Augen, ehrenvollen Tod schicken, als einen angeblich schmachvollen Frieden akzeptieren.


Meuterei mit 1000 Mann


Dagegen regte sich unter den Besatzungen Widerstand. Auf den Schiffen Thüringen (siehe Bild oben), Helgoland und einigen anderen kam es am 29. Oktober 1918 zu Meuterei und Sabotage. Das heißt, Befehle wurden nicht ausgeführt und Gerät wurde beschädigt. Zunächst wurden über 1000 Meuterer verhaftet. Doch weil die Admiräle sich der Treue ihrer Soldaten nicht mehr sicher sein konnten, wurden die ursprünglichen Angriffspläne fallen gelassen.


Eine Gedenkstatue an die Matrosen des Aufstandes in Berlin.

Schiffe wurden zurück nach Kiel beordert, wo Heizer und Matrosen schließlich ein erneutes Auslaufen zu verhindern versuchten und außerdem ihre festgenommenen Kameraden befreien wollten. Es kam zu vielen Protestzügen, bei denen die Freilassung der Verhafteten gefordert wurde. Am 3. November wurden sieben Demonstranten in Kiel erschossen. Das brachte das Fass zum Überlaufen.


Auftakt zur Novemberrevolution


Es kam zu bewaffneten Aufständen und der Widerstand in Teilen der Bevölkerung gegen das alte Kaiserreich unter Wilhelm II. brach sich Bahn. Am Abend des 4. November bildete sich in Kiel er erste Arbeiter- und Soldatenrat. Ein 14-Punkte-Programm wurde aufgestellt, in dem unter anderem Rede- und Pressefreiheit gefordert wurde.


Innerhalb von wenigen Tagen bildeten sich in ganz Deutschland so genannte revolutionäre Räte. Wichtigste Forderung war die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. und mehr politisches Mitspracherecht des Volkes.

In Folge dieser Ereignisse rief Kurt Eisner in München den Freistaat Bayern aus. Kaiser Wilhelm II.  (siehe Bild) floh schließlich am 10. November 1918 ins niederländische Exil.


Mehr über die Ereignisse mit Zeitzeugenberichten erfährst du hier.


Wenn dich die deutsche Geschichte interessiert, dann wirf doch auch einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 126: Deutschland.


Text: -jj- 28.10.2008 // Bilder: Thüringen: PD; Statue: Vattkoppa PD; Wilhelm II.: PD

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