Der Amoklauf von Winnenden

Am 11. März 2009 starben 16 Menschen beim Amoklauf eines Jugendlichen in Süddeutschland. Hier erfahrt ihr den Tathergang und könnt euch über ähnliche Verbrechen in den letzten Jahren informieren.

Karte: Winnenden liegt 20 Kilometer nordöstlich von Stuttgart.

Ein beschauliches 27.000-Einwohner-Städtchen in Baden-Württemberg wurde zum Schauplatz eines Blutbades. Der 17-jährige Tim K. tötete 15 Menschen und kam selbst ums Leben. Zunächst betrat er die Albertville-Realschule, an der erst vor einem Jahr seinen Abschluss machte. Mit einer Pistole erschoss er neun Schülerinnen, einen Schüler und drei Lehrerinnen.

Auf seiner Flucht tötete er einen Passanten und kidnappte ein Auto samt Fahrer, der ihn unter vorgehaltener Waffe bis ins 40 Kilometer entfernte Wendlingen bringen musste. Dort tötete Tim zwei weitere Personen, die sich in einem Autohaus aufhielten. Er wurde von der Polizei umstellt und starb ob durch einen Schuss aus der eigenen Waffe oder aus der eines Beamten ist bislang ungeklärt. Mindestens neun weitere Personen verletzte er zum Teil schwer.

Auf der Suche nach dem Motiv

Einen Tag nach der Tat befindet sich nicht nur die Stadt Winnenden im Schockzustand. Im ganzen Land fragt man sich: Wie konnte das passieren? Aber auch: Wie können die Betroffenen das Erlebte verarbeiten?

Tim K. wird, wie viele Amokläufer als unauffälliger und ruhiger Typ beschrieben. Nichts hatte auf die Tat hingedeutet. Er hatte eine Lehrstelle und stammte aus einer vermögenden Familie. Welche Motive ihn leiteten, wird derzeit noch untersucht.

Mit dem Unfassbaren leben

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 haben wir Herrn Dr. Professor Castell, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik in Erlangen gefragt, wie wir in unseren Familien mit dieser spürbaren, aber nicht fassbaren Angst umgehen können. Sein wichtigster Vorschlag gilt auch in diesem Fall:

 

 

Gemeinsam solltet ihr darüber sprechen, was ihr gesehen, gelesen und gehört habt. Und ihr solltet darüber reden, was ihr nicht verstanden oder wovor ihr Angst habt. Lasst euch von euren Eltern und auch von euren Lehrern erklären, warum vielleicht auch sie Angst haben. Denn nur wenn ihr mit euren Ängsten umgeht, könnt ihr auch dagegen angehen.

Amokläufe in den vergangenen Jahren

Weltweit haben in den letzten Jahren Amokläufe an Schulen für großes Aufsehen gesorgt. Besonders der Überfall zweier Jugendlicher auf ihre Schule in Littleton im US-Bundesstaat Colorado im Jahr 1999, bei der zwölf Schüler und ein Lehrer getötet und 23 Personen verletzt wurden, erlangte traurige Berühmtheit. Littleton sollte zum Symbol werden für zahlreiche Zwischenfälle an Schulen, bei denen immer wieder unauffällige Außenseiter zu grausamen Tätern wurden.

Amokläufe an deutschen Schulen

 

Auch in Deutschland kam es seit 1999 zu mehreren Amokläufen. Ein halbes Jahr nach dem Blutbad von Littleton erstach ein maskierter 15jähriger in Meißen seine Lehrerin vor den Augen seiner Mitschüler und wurde kurz darauf festgenommen. Drei Monate später in Bayern: ein Schüler schoss auf seinen Internatsleiter, der kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag. Der 16jährige brachte sich nach der Tat selbst um. 2002 tötete ein junger Amokläufer  drei Menschen, darunter seinen Schuldirektor, und anschließend sich selbst. Ein Racheakt, weil er kurz zuvor der Schule verwiesen worden war.

 

Die bisher folgenschwerste Tat an einer deutschen Schule ereignete sich allerdings 2002 in Erfurt . Innerhalb von nur zehn Minuten erschoss der 19jährige Robert Steinhäuser 16 Menschen und sich selbst. Er bestraft Lehrer und Mitschüler ebenfalls dafür, dass man ihn kurz zuvor von der Schule geworfen hatte.

Am 20. November 2006 inszenierte ein schwer bewaffneter 18jähriger eine Schießerei in der Geschwister-Scholl-Realschule im westfälischen Emsdetten. Auch er kam im Kampfanzug und eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer. Er verletzte durch Schüsse und Rauchbomben mehr als 30 Personen und brachte sich danach selbst um. 

 

Mehr über die Herkunft des Wortes "Amok" sowie nähere Informationen zu früheren Amokläufen findet ihr in den verlinkten Artikeln. In unserem Forum könnt ihr euch über dieses Thema aussprechen.

Text: Liane Manseicher, Nic, 12.03.09; Karte: pd.

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