Das Museum für Meereskunde

Vor 100 Jahren, am 5. März 1906, wurde in Berlin im Beisein von Kaiser Wilhelm II. das Königliche Museum für Meereskunde eröffnet. Der geistige Vater, Ferdinand von Richthofen, erlebte die Verwirklichung seiner Idee nicht mehr.

Ferdinand Freiherr von Richthofen war ein bekannter und wichtiger deutscher Geograph (gr. geo=Erde + graphein=schreiben). Ein Geograph beschreibt das Aussehen der Erde. Außerdem untersucht er, wie sich die Oberfläche der Erde durch den Einfluss von Wind, Wetter und geologischen Ereignissen wie Erdbeben und Vulkanen verändert. Von Richthofen interessierte sich besonders für das alte China und prägte auch den Begriff Seidenstraße für eine alte Handelsroute über Land nach Asien.

Er wurde am 5. Mai 1833 in Carlsruhe (heutiges Polen) geboren. Nach dem Studium der Geologie (gr.= Lehre von der Erde) in Berlin und Breslau untersuchte er zunächst die Gebirge in Südtirol und Siebenbürgen. Schließlich begann er mit seinen Forschungsreisen durch Asien und Nordamerika.

Richthofens Vision

In Berlin gründete von Richthofen 1887 das Geographische Institut an der heutigen Humboldt-Universität. 1900 gründete er auch das Institut für Meereskunde. Ebenfalls 1900 begannen die Planungen für ein großes Museum für Meereskunde. Es war die große Vision Richthofens. Er wollte damit das Verständnis für die mit der See und dem Seewesen zusammenhängenden Wissenszweige (...) heben und alle möglichen Erscheinungen, die das Leben rund ums Wasser kennzeichnen, in Modellen (...) darzustellen.

Offiziell lautete das Motto des Museums so: Das Museum für Meereskunde hat die Aufgabe, durch die Sammlungen Sinn und Verständnis für das Meer und seine Erscheinungen, die Hilfsmittel seiner Erforschung, den Reichtum seines Lebens und dessen wirtschaftlichen Wert sowie für die volkswirtschaftliche und nationale Bedeutung von Schiffahrt, Seeverkehr und Seemacht in weitesten Kreisen unseres Volkes anzuregen und zu verbreiten.

Besser als die anderen

Bei der Planung des Museums war es Richthofen wichtig, nicht nur einfach von anderen Museen abzukupfern. Die ausgedehnten Studienreisen, die er und seine Mitarbeiter nach Paris, London und Petersburg führten, dienten der Anregung und Inspiration.. Dabei erwarben sie Ausstellungsstücke, um ihr Museum zu etwas einzigartigem zu machen. Und wirklich war das Museum in dieser Form weltweit einzigartig, weil es das Leben von Mensch und Tier am, auf und im Wasser umfassend darstellte.

Weil das Museum besonders der Volksbildung dienen sollte, wurde viel Wert auf eine gelungene Präsentation der Ausstellungsstücke (auch Exponate genannt) gelegt. Die Ausstellungsstücke wurden ausführlich beschriftet und erklärt, Auf Diagrammen und Schautafeln wurden Details erläutert und schließlich rundeten Führungen und Vorträge das Programm ab.

Museum zum Anfassen

Das Museum stellte die technische Entwicklung der Seefahrt von ihren Anfängen bis zum damals aktuellen Stand der Technik dar. Dazu gehörte auch der funktionsfähige Nachbau einer Kommandobrücke und einer Kombüse (Schiffsküche). Besondere Ausstellungsstücke waren auch die Ausrüstungsgegenstände der ersten deutschen Antarktisexpedition von 1901-1903.

Propaganda für den Krieg

Kaiser Wilhelm II unterstützte das Museum besonders, weil er zur damaligen Zeit eine eigene Flotte aufbaute. Das Museum diente auch dazu, dem Volk das Leben auf See und die Vorteile einer eigenen Seestreitmacht schmackhaft zu machen.

Im zweiten Weltkrieg wurde das Museum zum Teil zerstört. Nach dem Krieg wurde es aufgelöst, weil die Beziehungen zur deutschen Kriegsmarine zu eng waren und weil es zu sehr für Propagandazwecke gedient hatte. Ein Teil der Sammlung des Meereskundemuseums ist heute im Deutschen Technikmuseum in Berlin zu finden.

Ferdinand Freiherr von Richthofen erlebte all dies nicht mehr mit. Er starb am 6. Oktober 1905 kurz vor der Eröffnung des von ihm mitgeplanten Museums in Berlin.

Übrigens...

Der Adelstitel Freiherr ist gleichbedeutend mit Baron. Ferdinand von Richthofen gehörte zu einer berühmten Familie, zu der unter anderem auch Manfred von Richthofen, der Rote Baron, gehörte. Das war ein exzellenter Kampfflieger im ersten Weltkrieg.

Hier kannst du einen Teil der ehemaligen Ausstellungsstücke des Museums für Meereskunde anschauen:

Deutsches Technikmuseum Berlin,


Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin,


Telefon 030/25 48 40,


Fax 030/25 48 41 75.


Öffnungszeiten:


Dienstag bis Freitag 9 bis 17.30 Uhr,


Donnerstag bis 20 Uhr,


Sonnabend und Sonntag 10 bis 18 Uhr

Text: -jj- 3.2.2006 // Bilder: PD

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