Clemens August Graf von Galen, ein mutiger Bischof

Clemens August Graf von Galen wurde 1878 geboren. Er studierte katholische Theologie und war von 1919 bis 1929 als Pfarrer in Berlin. 1929 kam er nach Münster, wo er 1933 zum Bischof ernannt wurde. Von Anfang an war von Galen ein Feind der Nationalsozialisten. Er machte sich dafür stark, dass die Kirche gegen das NS-Regime vorgehen solle und nahm Stellung gegen rechtsbrecherische Maßnahmen der Regierung.


Clemens August Graf von Galen. Ein starker Gegner des Nationalsozialismus.

Natürlich war es in dieser Zeit sehr gefährlich, sich öffentlich und unverschlüsselt gegen die Nationalsozialisten auszusprechen. Darum geschah dies in der Regel in vorsichtigen und indirekten Formulierungen.

Am 3. August 1941, hielt von Galen jedoch eine Predigt, bei der er unverblümt die Tötung behinderter und kranker Menschen in den Euthanasieprogrammen der Nazis anprangerte und sich somit offen gegen die nationalsozialistischen Machenschaften aussprach:


In der Kirche St. Lamberti in Münster hielt von Galen 1941 eine seiner berühmten Predigten.



Seit Monaten hören wir Berichte, dass aus Heil- und Pflegeanstalten für Geisteskranke auf Anordnung von Berlin Pfleglinge, die schon länger krank sind und vielleicht unheilbar erscheinen, zwangsweise abgeführt werden. Regelmäßig erhalten dann die Angehörigen nach kurzer Zeit die Mitteilung, der Kranke sei verstorben, die Leiche verbrannt, die Asche könne abgeliefert werden.

Allgemein herrscht der an Sicherheit grenzende Verdacht, dass diese zahlreichen unerwarteten Todesfälle von Geisteskranken nicht von selbst eintreten, sondern absichtlich herbeigeführt werden, dass man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe so genanntes lebensunwertes Leben vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn man meint, ihr Leben sei für Volk und Staat nichts mehr wert, eine furchtbare Lehre, die die Ermordung Unschuldiger rechtfertigen will [...].

Von Galen erwartete, dass er aufgrund dieser Predigt zumindest verhaftet, vielleicht sogar getötet würde. Doch das Gegenteil trat ein. Er blieb unbehelligt, da Hitler es nicht wagte, den sehr beliebten Bischof inhaftieren zu lassen. Er fürchtete, sich damit zu viele Feinde zu machen. Der Diktator setzte sogar für einige Zeit die Morde aus. Er schwor dem Bischof Rache, doch von Galen geschah nichts.


Von Galen bei seiner Bischofsweihe im Jahr 1933.

Auch nach dem Krieg setzte sich von Galen weiterhin für die Einhaltung der Menschenrechte ein, indem er eine menschliche Behandlung der Kriegsgefangenen forderte. Er starb, kurz nachdem er vom Papst zum Kardinal ernannt wurde, am 22. März 1946. 2005 wurde er von der katholischen Kirche seelig gesprochen.

Hier findet ihr eine Biographie von Clemens August Graf von Galen

Eine umfangreiche Begriffserklärung zu Euthanasie im Dritten Reich findet ihr unter www.shoa.de

Euthanasie, also die Tötung von (unheilbar) Kranken, ist auch heute wieder ein umstrittenes Thema. Die verschiedenen Positionen zur "Sterbehilfe" werden auf dieser Seite ausführlich dargestellt.

02.08.01 - LM; Bilder: Bischofsweihe: Bundesarchiv, H. Maier (cc); Kirche: Wikipedia, STBR (GNU, cc); Portrait: "Diese Datei entstammt der Bildersammlung des Bistumsarchivs Münster, der Urheber ist Gustav Albers." (cc)

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