Carl von Ossietzky

In fast jeder Stadt gibt es eine nach Carl von Ossietzky benannte Straße. 1931 wurde der Friedensaktivist und Demokrat wegen angeblichen Landesverrats verurteilt. Wir erzählen euch mehr über den Menschen, der den ihm verliehenen Friedensnobelpreis auf Geheiß der Nazis ablehnen sollte.

Carl von Ossietzky wurde am 3. Oktober 1889 als Einzelkind in Hamburg geboren. Sein Vater starb, als er drei Jahre alt war. Der ehemalige Arbeitgeber seines Vaters, Senator Max Predöhl, kümmerte sich um die schulische Erziehung des jungen Ossietzky. Als Carl von Ossietzky 13 Jahre alt war, heiratete seine Mutter den Bildhauer und Sozialdemokraten Gustav Walther.

Mehr Sinn für Literatur als für Mathe

Walther nahm den Jungen öfter mit auf politische Veranstaltungen der SPD. Besonders von August Bebel war der junge Ossietzky beeindruckt. In der Schule interessierte er sich mehr für Literatur als für Mathe. Entsprechend schlecht war sein Schulabschluss. Nur wegen der Fürsprache des Senators Max Predöhl wurde er zur Einstellungsprüfung für die hamburgische Justizverwaltung zugelassen. Während er tags im Amt seinen Dienst versah, besuchte er Abends und am Wochenende viele literarische, künstlerische und politische Veranstaltungen.

Bald begann sein Engagement für die Demokratische Vereinigung von Rudolf Breitscheid und Hellmut von Gerlach. Nach und nach verstärkte er sein politisches und journalistisches Engagement. Er schrieb Texte, in denen er sich für Demokratie und Pazifismus stark machte. 1914 machte er dadurch erstmals Bekanntschaft mit der Justiz.

Eine politische Familie

Weil er in seinem Artikel Das Erfurter Urteil die damalige Militärrechtsprechung stark kritisiert hatte, wurde er zu 200 Mark Geldbuße verurteilt, damals eine Menge Geld. Bezahlt wurde die Buße von Ossietzkys Frau Maud, Tochter einer indischen Prinzessin und eines britischen Kolonialoffiziers. Sie war sehr in der Frauenrechtsbewegung aktiv und unterstützte ihren Mann bei seiner journalistischen Karriere.

Den ersten Weltkrieg überstand  er an der Westfront. Danach schrieb Ossietzky immer mehr gegen die Militarisierung der Gesellschaft an. Er wandte sich in seinen Texten gegen den Staat im Staate, wie er den Militärapparat bezeichnete. Damit war er natürlich ein Dorn im Auge all jener, die mit Waffengewalt den deutschen Einfluss weltweit durchsetzen und sichern wollten.

Er gründete 1924 sogar eine eigene Partei, die Republikanische Partei Deutschlands. Deren Ziele hatten nichts mit der heutigen, ähnlich klingenden Partei Die Republikaner zu tun. Ossietzky wollte Frieden und Freiheit sowie Demokratie für alle Menschen erreichen. Auch, indem das Gemeinwohl an erster Stelle stand und nicht einzelne Interessen aus der Wirtschaft.

Ossietzky betritt Die Weltbühne

Von 1927 an war er Herausgeber der politischen Zeitschrift Die Weltbühne, mit Kurt Tucholsky als Mitarbeiter. In dieser Zeitschrift erschien schließlich der Artikel, der ihn ins Gefängnis brachte. Er hatte den Text zwar nicht selbst geschrieben, aber er war der verantwortliche Redakteur und wurde deswegen mit angeklagt.

Der Artikel behandelte verbotene Luftfahrtexperimente der Militärs. Nach dem Friedensvertrag von Versailles war es den Deutschen verboten, sich eine Luftwaffe zuzulegen.  Das Problem der Justiz war: Die Experimente waren tatsächlich verboten und deswegen gab es sie offiziell nicht. Wie sollte aber nun Ossietzky angeklagt werden für etwas, was es offiziell nicht gab, nicht geben durfte?

Ein unbeugsamer Streiter für Frieden und Freiheit

Schließlich gab die damalige Reichswehr ihren eigenen Rechtsbruch zu, behauptete aber, das sei zum Wohl des deutschen Volkes geschehen und deshalb geheim gewesen. Ossietzky wurde dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 23.11.1931 wegen Geheimnisverrats zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Freunde und Genossen begleiteten ihn bis ans Gefängnistor, das er unter Hoch!-Rufen durchschritt.

Nach der Machtübernahme der Nazis wurde er ins KZ gesteckt und, wie viele andere auch, gequält und gefoltert. 1936 wird ihm der Friedensnobelpreis verliehen. Die Nazis boten ihm an, dass er aus der Gefangenschaft entlassen würde, wenn er den Preis komplett ablehnen würde. Doch Ossietzky akzeptierte den Friedensnobelpreis, wiewohl er ihn nicht persönlich in Empfang nehmen konnte. Carl von Ossietzky starb am 4. Mai 1938 in Berlin an den Misshandlungen aus dem KZ.

Wenn du dich für Politik interessierst, dann wirf doch mal einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 113: Europa.

Text: -jj- 22.11.2006 / Bilder: Ossietzky-Statue: Richardfabi/PD; Cover: PD; Gedenktafel: Schreibkraft/GFDL

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