Ankara wird Hauptstadt der Türkei

Am 13. Oktober 1923 wurde Ankara die Hauptstadt der Türkei. Der Wechsel von Istanbul nach Ankara stand in Zusammenhang mit einer grundlegenden Umformung des gesamten Staates unter Kemal Atatürk, der am 29. Oktober 1923 die türkische Republik ausrief.

Das Osmanische Reich - Vorläufer der Türkei


Karte: Orange: Lage der heutigen Türkei.

Die Türkei entstand überhaupt erst 1923. Ihr Vorgänger war das Osmanische Reich, das seit 1299 existierte und das vor allem im 17. Jahrhundert große Teile des Mittelmeerraumes umfasste.

Zum Osmanischen Reich gehörten um 1683 neben dem Staatsgebiet der heutigen Türkei große Gebiete des nordafrikanischen Raumes mit Algerien, Tunesien und Ägypten, ein Teil der arabische Halbinsel mit dem heutigen Irak, Iran und Syrien.

Im Osten erstreckte sich das Osmanische Reich bis zum Kaspischen Meer. Im Norden umfasste es Teile des heutigen Russlands und der Ukraine und im Westen gehörten Teile Österreichs sowie Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Bosnien, Albanien und Griechenland dazu.


Im 19. Jahrhundert wollten viele Völker selbstständig werden, wodurch das Osmanische Reich kleiner wurde. Zu seiner endgültigen Zerschlagung kam es nach dem Ersten Weltkrieg. Die Osmanen hatten auf der Seite Deutschlands und Österreich-Ungarns gekämpft und verloren. Die Siegermächte besetzten viele Landesteile.



Mustafa Kemal an der Spitze des Widerstands


Foto: Mustafa Kemal Atatürk

Mehrere osmanische Gruppierungen waren damit nicht einverstanden und wollten eine moderne Republik nach dem Vorbild anderer europäischer Staaten gründen. Ihr Vorreiter war Mustafa Kemal, der sich später selbst den Beinamen Atatürk (Vater der Türken) gab.

Er organisierte Widerstandskämpfe gegen die Besatzungsmächte und macht sich zum Präsidenten eines neuen Parlament in Ankara (damals: Engürije). Die bisherige Regierung saß in Istanbul.


Die Türkei wird Republik




Mustafa Kemal hatte bewusst eine Stadt im Zentrum des Landes, rund 450 Kilometer von Istanbul entfernt für sein neues Parlament gewählt. Er wollte damit deutlich machen: Es beginnt eine neue Ära. Nun überschlugen sich die Ereignisse geradezu: Nachdem am 24. Juli 1923 die bis heute gültigen Grenzen des Staates festgelegt worden waren, ernennt Kemal am 13. Oktober die zentralanatolische Stadt Engürije zur neuen Hauptstadt, am 29. Oktober ruft er die türkische Republik aus.


Foto: Mausoleum (Grabmal) Kemal Atatürks in Ankara.

1924 schafft Atatürk das Kalifat ab (siehe verlinkter Artikel am Ende dieser Seite) und ersetzt die religiösen Gesetze der Scharia durch westliche Rechtssammlungen wie etwa das deutsche Handels- und das italienische Strafrecht. So wird aus dem muslimischen Osmanischen Reich die laizistische türkische Republik, in der nach Atatürks Willen Staat und Religion streng voneinander getrennt bestehen sollen.

Engürije wird Ankara


Erst sieben Jahre nachdem sie zur Hauptstadt wurde, erhielt Engürije ihren offiziellen Namen: Ankara. Die neue Bezeichnung war ein Kompromiss zwischen der griechischen Namensgebung Ankyra und dem türkischen Engürije. Ankara klang türkisch und trotzdem europäisch, was Atatürk sehr wichtig war.

Foto: Der Kzlay Platz in Ankara.

Bis heute ist Ankara Hauptstadt der Türkei geblieben. Mit rund 4 Millionen Einwohnern ist sie nach Istanbul (11 Millionen) die zweitgrößte Stadt des Landes und eines der wichtigsten Wirtschaftszentren.


Text: Liane Manseicher, 09.10.08; Fotos: Mausoleum von Attatürk: Dirk Osseman: cc-by-sa; Türkei-Karte: Thomas Steiner; Karte: Türkei in Europa: David Liuzzo; Kzlay Platz in Ankara: Ankaral Turgut: cc-by-sa; Kemal Atatürk: pd.

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