Abschied von Queen Mum - und 41 Salutschüsse

Ihre Majestät Königin Elizabeth, die Königinmutter, ist am Samstag, 30. März 2002 friedlich in Windsor im Schlaf verstorben. Sie war ein äußerst beliebtes Mitglied der königlichen Familie. Die Menschen mochten sie, denn sie hatte für jeden ein Lächeln. Sie widmete ihr Leben der britischen Nation und ihren Funktionen. Sie war wie ein Verbindungsglied zwischen der Vergangenheit des großen britischen Empires, das nun schon lange zerfallen ist und dem heutigen Großbritannien als Teil der EU.

Unzählige Briten säumten die Trauerprozession in die Westminster Hall und standen stundenlang Schlange um der 101jährigen Monarchin in ihrem feierlich geschmückten Sarg die letzte Ehre zu erweisen. Eine exakt durchgeplante Organisation garantierte den würdevollen Verlauf der über eine Woche dauernden, aufwändigen Trauerfeierlichkeiten.

Das Protokoll

Bei solch einem Ereignis ist alles durch das königliche Protokoll genau festgelegt. Für die Königin Mutter hatte das Militär eine ganz besondere Bedeutung. Ihr Leben war stark durch die beiden Weltkriege geprägt. So pflegte sie immer einen besonders speziellen und intensiven Kontakt zu den Regimentern. Dementsprechend nahmen auch 1700 Soldaten der unterschiedlichen militärischen Einheiten an der Trauerprozession teil.

Das Protokoll gibt aber auch vor, welche Kleidung zum Beispiel die Enkel der königlichen Verstorbenen bei diesem Anlass zu tragen haben, wie die Prozession durch London verläuft, wie viele Pferde den Sarg ziehen und so weiter. Dennoch gibt es auch immer wieder kleine Änderungen, die einzelne Mitglieder der königlichen Familie für sich durchsetzen. So durfte Prinzessin Anne als erstes weibliches Familienmitglied neben ihren Brüdern Charles, Andrew und Edward dem Sarg ihrer Großmutter direkt zu Fuß folgen.

Die königlichen Salutschüsse

Bei der angestzten Staatstrauer werden auch die Fahnen auf Halbmast gesetzt und es wurden 41 Salutschüsse zu Ehren der Verstorbenen abgegeben. Aber warum gerade 41? Wir haben bei der Pressestelle der Britischen Botschaft in Berlin nachgefragt. Freundlicherweise bekamen wir einige Artikel gefaxt, die versuchen die Salutschüsse und ihre Herkunft zu klären:

Wo kommen Salutschüsse her?

Schon bei den frühen Kämpfern war der Salut ein Zeichen für friedvolle Absichten. Denn man lenkte die Waffe beim Abschießen so, dass sie niemanden verletzen konnten. Diese Tatsache gilt für viele Völker, wenn auch die Waffen und die Art und Weise des Salutierens sehr unterschiedlich sein konnte. So kann auch die Geste nordafrikanischer Stämme als Salut gedeutet werden, wenn sie ihre Speere in den Boden stechen, um zu demonstrieren, dass sie keine feindlichen Absichten haben.

Als im 14. Jahrhundert Feuerwaffen und Kanonen in Gebrauch kamen, wurden die Salutschüsse immer populärer. Vor allem auch auf den Schiffen. Zunächst waren es allerdings nur sieben Schüsse. Sieben steht für die sieben Planeten, die den Seefahrern damals bekannt waren. Sieben ist aber auch eine biblische Zahl und erinnert an den Verlauf einer Woche.

21 Schüsse

Aus diesen sieben Schüssen wurden 21, als Landeinheiten mehr Pulver zur Verfügung hatten und je drei Kugeln gleichzeitig schießen konnten. Diese 21 Schuss waren die höchste Ehrung, die eine Nation einer Person oder einem Ereignis zuteil werden lassen konnte.

41 Schüsse

Doch diese 21 Schuss wurden noch gesteigert. Wenn die Salutschüsse von königlichem Grund aus abgefeuert werden, wie zum Beispiel dem Hyde Park, werden 20 dazu addiert. Dann werden 41 Schüsse abgegeben. Ebenso werden 41 Schüsse bei besonderen königlichen oder Staatsanlässen abgefeuert, bei der Eröffnung des Parlaments, eines Staatsbesuchs oder einer Geburt in der königlichen Familie. Auch zu Ehren Winston Churchills, dem Premier Minister während des zweiten Weltkrieges, wurden 41 Schüsse abgegeben, als er starb. Genau wie bei Queen Elizabeth The Queen Mother.

62 Schüsse

62 Schüsse werden vom Tower in London beim Geburtstag der Königin (21. April), beim offiziellen Geburtstagsfest der Königin (2002 am 15. Juni) oder ihres Gatten (10. Juni) abgefeuert, zu Ehren des Tages der Krönung (2. Juni) oder der Thronbesteigung ( 6. Februar) und auch zum Geburtstag der Eltern der Regenten.

Die Rechnung lautet dann: 21 Schüsse als normaler königlicher Salut + 20, weil der Tower königlicher Grund ist + 21, die für die "City of London" abgegeben werden.

Wenn die offizielle Geburtstagsfeier der Königin auf den 10. Juni gelegt wird und sie dadurch mit dem Geburtstag ihres Ehemanns, des Herzogs von Edinburgh Philipp, zusammenfällt - ja, dann werden 124 Schüsse zu Ehren der beiden abgefeuert. Auch das ist schon vorgekommen.

Die Salutschüsse sind wie alle Zeremonien ganz genau festgelegt und reglementiert. So werden sonntags nie Salutschüsse abgegeben. Und: Bekommt die königliche Familie Nachwuchs, so hängt es von der Uhrzeit der Geburt ab, wann genau die 41 Salutschüsse die freudige Botschaft verkünden:

Ist das Kind vor 08.00 Uhr geboren werden die Schüsse um 13.00 Uhr abgegeben.

Ist das Kind zwischen 08.00 und 11.00 Uhr geboren gibt es den Salut um 15.00 Uhr und

war die Geburt erst nach 11.00 Uhr, wird erst am folgenden Tag salutiert.

Viele Regeln, die alles genau festlegen. Aber wie die freundliche Dame der britischen Botschaft meinte: "Es gibt sehr viele Regeln. Viele haben auch einen historischen, religiösen, sozialen und politischen Grund - aber bei manchen, kann man nur sagen: Das ist einfach so."

-ab- 08.04.2002 Text/ Foto:The Press Assoziation.

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