26. April 1925: Hindenburg wird zum ersten Mal Reichspräsident

Paul von Hindenburg ist eine zentrale Figur der deutschen Geschichte. Zunächst als Militär bejubelt, wurde er 1925 zum ersten Mal Reichspräsident. Später leitete er mit seinen Entscheidungen den Übergang von der demokratischen Regierung in die Nationalsozialistische Diktatur ein.

Paul von Beneckendorff und von Hindenburg, so der volle Name, wurde am 02. Oktober 1847 in Posen geboren. Sein Vater war ein preußischer Offizier und Gutsbesitzer. Nach wenigen Jahren auf dem Gymnasium, wechselte Hindenburg auf die Kadettenschule. Damit war die Entscheidung für eine militärische Laufbahn gefallen.

Als Rentner zum Oberbefehlshaber

Mit 19 Jahren nahm Hindenburg an der Schlacht von Königgrätz teil, 1870/71 stand er als Offizier im Deutsch-Französischen Krieg an der Front. 1903 wurde er Kommandierender General in Magdeburg. Mit 64 Jahren nahm er zunächst seinen Abschied vom Militär. Doch drei Jahre später, am 21. August 1914, drei Wochen nach Beginn des Ersten Weltkrieges, wurde Hindenburg reaktiviert. Er übernahm die 8. Armee, die im Osten gegen Russland kämpfte, als Oberbefehlshaber mit Erich Ludendorff als Chef des Stabes.

"Schlacht bei Tannenberg"

Die Lage der 8. deutschen Armee an der Ostfront war zu diesem Zeitpunkt fast aussichtslos. Doch Hindenburg und Ludendorff formierten die 150.000 Mann starke Armee neu. Dann griffen sie trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit wieder an. Und schließlich kreisten die deutschen Truppen zwischen dem 26. und 31. August 1914, in der so genannten Schlacht bei Tannenberg, die Narew-Armee komplett ein.

Hindenburg ließ die Operationspläne per Funk abhören. Der russische Funkverkehr war schlecht oder gar nicht verschlüsselt - so wusste der Deutsche genau, was die Russen vorhatten und konnte seine Einheiten entsprechend positionieren.

Die Deutschen siegten und über 92.000 Russen wurden gefangen genommen, über 300 Geschütze als Beute eingezogen. Der Sieg wurde als überragende Leistung Hindenburgs gefeiert. Anfang September siegten seine Truppen auch in der Schlacht bei den Masurischen Seen - und Hindenburg wurde zum Held - obwohl der Krieg am Ende verloren ging. Zur Erinnerung an diese Siege wurde 1927 das Tannenberg-Denkmal errichtet.

Die Macht des obersten Militärs

1916 übernahm er dann gemeinsam mit Ludendorff die Oberste Heeresleitung (OHL). In dieser Position hatte Hindenburg sehr viel Macht, die er gegenüber der Reichsregierung, vor allem aber gegenüber dem Kaiser, Wilhelm II. zu nutzen wusste.

Trotz der großen Siege - die Lage der deutschen Truppen wurde immer aussichtsloser. Und nachdem auch die Frühjahrsoffensive gescheitert war, forderte Hindenburg am 29. September 1918 sofortige Waffenstillstandsverhandlungen und eine parlamentarische Regierung. Wenig später brach die Reichsregierung auseinander. Am 9. November mahnte Hindenburg Wilhelm II. nach Holland abzureisen. Einen Tag später drang er darauf, dass der Waffenstillstandsvertrag unterzeichnet wurde.

Dieses Waffenstillstandsgesuchen war für die Deutschen unfassbar. Unmöglich konnten sie diesen Krieg verloren haben. Schließlich hatten die machthabenden Militärs und Politiker immer nur von Sieg gesprochen - in Deutschland rumorte es.

Dolchstoß- Legende

Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss der Nationalversammlung, der die Ursachen des deutschen Zusammenbruchs herausfinden sollte, verbreitete Hindenburg seine These des "Dolchstoßes" in den Rücken des Heeres. Damit meinte er, dass das Heer und die Flotte absichtlich zersetzt und unterwandert worden wären. Er gab damit den Politikern die Schuld am Scheitern. Nicht die Militärs hätten versagt, sondern die Politiker hätten ihre Soldaten im Stich gelassen und sogar verraten.

1919 zog sich Hindenburg schließlich nach Hannover in den Ruhestand zurück. Doch diese Dolchstoßlegende nährte den Unmut des Volkes an der Politik und an den Regierenden und gleichzeitig gab sie Zündstoff, den die Nationalsozialisten für sich auszunutzen wussten.

Vom Rentner in die Politik

Sechs Jahre später, nach dem Tod des Reichpräsidenten Ebert, drängten die Rechtsparteien Hindenburg, bei der Reichspräsidentenwahl im zweiten Wahlgang zu kandidieren. Am 26. April 1925 wurde er mit einer relativen Mehrheit gewählt. Er schwor auf die Weimarer Verfassung und bemühte sich sein Amt verfassungsgemäß zu erfüllen - auch wenn er weiterhin eigentlich königstreu war.

Dann, am 28. März 1930 berief Hindenburg, ohne das Parlament einzuschalten Heinrich Brüning zum Reichskanzler. Damit höhlte er das parlamentarische System aus und es begann die Zeit der so genannten "Präsidialkabinette".

Präsidialkabinette

Am 10. Oktober 1931 empfing Hindenburg Hitler zum ersten Mal zu einer Aussprache. Hitler war bei der am 10. April 1932 stattfindenden Wahl zum Reichspräsidenten Hindenburgs Gegner. Er wurde von den Deutschnationalen und Nationalsozialisten aufgestellt. Hindenburg von den Mitteparteien und den Sozialdemokraten.

Im zweiten Wahlgang wurde Hindenburg mit der absoluten Mehrheit wiedergewählt. Kurze Zeit später entließ er Brüning als Reichskanzler und machte Franz von Papen zum neuen Reichskanzler. Diesen ließ er aber wenig später durch Kurt von Schleicher ersetzen. Der wiederum Ende Januar 1933 aus seinem Amt zurücktrat - daraufhin machte Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Wenig später unterzeichnete er auch noch die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" - und ebnete so den Weg in die nationalsozialistische Diktatur.

Am 02. August 1934 starb Paul von Hindenburg in Neudeck (Regierungsbezirk Marienwerder). Er wurde zunächst im Denkmal von Tannenberg beigesetzt. Seine Ämter übernahm sofort Hitler und die Reichswehr leistete nun ihren Eid auf die Person Hitlers.

-ab-25.04.05 Text / Fotos: Deutsches Historisches Museum Berlin.

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