20. Juli 1944: Das gescheiterte Attentat auf Hitler

Am 20. Juli 1944 brachte Claus Schenk Graf von Stauffenberg eine Bombe ins Führerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg in Ostpreußen. Doch Adolf Hitler überlebte die Sprengstoffexplosion fast unversehrt. Stauffenberg und drei Mitverschwörer wurden noch in der folgenden Nacht erschossen. 200 weitere Mitverschwörer wurden anschließend zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Widerstand gegen das Hitlerregime

Von Anfang an gab es in Deutschland auch eine Bewegung, die sich gegen das nationalsozialistische Regime Hitlers wandte. Doch Widerstand zu leisten war schwierig und gefährlich. Privatpersonen, politische Splittergruppen, kirchliche und auch politische Gruppen widersetzten sich der Propaganda und unterstützen Mitmenschen, die fliehen oder sich verstecken mussten. Sie riefen mit Flugblättern immer wieder zum Protest gegen das Hitlerregime auf. So die kommunistische und sozialdemokratische Politiker und Gewerkschaftler, Pfarrer oder die Studentengruppe Die weiße Rose. Den bürgerlichen Kräften des Widerstands stand der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler vor. Und auch in der Wehrmacht selbst gab es Militärs, die sich gegen die Kriegspolitik Hitlers wehrten, wie der 1938 zurückgetretene Generalstabschef Ludwig Beck.


Auch einige hochrangige Militärs, wie Werner von Fritsch und Ludwig Beck, wollten Hitler stürzen. 

Die Verschlechterung der militärischen Situation

Solange Hitler in der Vorkriegszeit und mit seinen so genannten Blitzkriegen Erfolge feiern konnten, wagte niemand ein Attentat auf den Führer. Es wäre auch kaum möglich gewesen in der deutschen Bevölkerung eine solche Aktion zu rechtfertigen. Immerhin stand die große Mehrheit hinter dem nationalsozialistischen Regime.

Aber schon während der Sudentenkrise 1938 planten die ersten Militärs ein Attentat. Sie wollten die vorhersehbare Katastrophe abwenden, die Hitlers Politik nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa anrichten würde. Nach der verheerenden Schlacht um Stalingrad, bei der Hunderdtausende von Soldaten und Zivilisten ihr Leben ließen, waren sich die Gegner Hitlers einig: Nur der Tod des Diktators könnte zu einem Staatsstreich und einer Wende in der Politik führen. Mehrere Attentate wurden geplant, doch erst am 20. Juli 1944 wagte Oberst Claus Graf Schenk von Stauffenberg tatsächlich, eine Bombe im Führerhauptquartier zu deponieren.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg plante das Attentat auf Hitler.



Graf Schenk von Stauffenberg

Stauffenberg wurde 1907 bei Ulm in eine konservative, katholische, wohlhabende und patriotische Adelsfamilie geboren. Trotz seiner Liebe zur Literatur, entschied er sich für eine Karriere beim Militär, die er mit Bravour absolvierte. Als Hitler 1932 Reichskanzler wurde, unterstützte er die Wahl. Im Krieg nahm er am Polenfeldzug und an der Besetzung des Sudentenlandes teil.

Stauffenberg wurde nach der Reichspogromnacht 1938 zum Gegner des Regimes. Er lehnte die Deportation der Juden in Konzentrationslager, die brutale Besatzungspolitik und den gewalttätigen und grausamen Umgang mit Regimegegnern entschieden ab. Gemeinsam mit Mitgliedern des so genannten Kreisauer Kreises entwickelte er einen politischen Plan für ein Deutschland nach einem gelungenen Umsturz.

Bis November 1942 war Stauffenberg mit seiner 10. Panzerdivision zunächst noch an der Besetzung Frankreichs beteiligt. Dann wurde seine Division nach Afrika zur Unterstützung der dortigen Truppen beordert. Bei einem Tieffliegerangriff wurde er am 07. April 1943 schwer verletzt. Er verlor ein Auge, die rechte Hand und zwei Finger der linken Hand. Nachdem er genesen war, war er entschlossen, sich dem Widerstand zu widmen. Er ließ sich nach Berlin versetzen und erarbeitete dort mit den Hitlergegnern den

Operationsplan Wallküre

Stauffenberg (ganz links) kam wegen seines Rangs nah an Hitler (mitte) und andere wichtige Leute (Generalfeldmarschall Keitel rechts) heran.
Gemeinsm mit General Friedrich Olbricht, dem Leiter des Allgemeinen Heeresamts, Generalmajor Henning von Tresckow und Albrecht Ritter Mertz von Quirnheim wurde eine Plan erarbeitet, der offiziell dazu dienen sollte, innere Unruhen niederzuwerfen. Stauffenberg wurde zum Stabschef des Allgemeinen Heeres ernannt. Dadurch konnte er an den Lagebesprechungen mit dem Führer teil nehmen. Gemeinsam versuchte man ein Netz der militärischen und politischen Gegner aufzubauen. Stauffenbergs enger Mitstreiter Generalmajor Henning von Tresckow drängte angesichts der aussichtslosen militärischen Situation Deutschlands im Sommer 1944 zur Ermordung Hitlers, um dem In- und Ausland zu zeigen, "dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat - Am 1. Juli 1944 wurde Stauffenberg Chef des Stabes beim Befehlshaber des Ersatzheeres (BdE). Damit hatte er alle Möglichkeiten, die für den Fall innerer Unruhen vorbereitete Aktion "Walküre" auszulösen.

Der Anschlag

Stauffenberg kam am 20. Juli 1944 morgens gemeinsam mit seinem Adjutanten Werner von Haeften zu einer Lagebesprechung in das Führerhauptquartier Wolfsschanze in seiner Aktentasche hatte er zwei Sprengsätze für eine Zeitbombe. Im Hauptquartier gelang es den beiden aber nur einen Sprengsatz scharf zu machen. Er deponierte den Sprengstoff im Besprechungsraum in der Nähe des Führers und verließ unter einem Vorwand den Raum. Währenddessen wurde die Tasche weggeschoben. Als der Sprengsatz detonierte, wurde Adolf Hitler nur leicht verletzt. Stauffenberg glaubte aber, Hitler sei tot und machte sich gemeinsam mit von Haeften zurück auf den Weg nach Berlin.

Durch die Bombe war die Baracke zwar völlig verwüstet, Hitler hatte aber überlebt.


 Zurück in Berlin

Während Stauffenberg vom Tod Hitlers überzeugt war, zweifelte man in Berlin an der Nachricht. Stauffenberg gab die Meldung vom Tod weiter, doch um 17.00 Uhr ließ Hitler sein Überleben im Radio verkünden. Der schon ausgelöste Wallküre-Plan sorgte für weitere Verwirrung. Die meisten Militärs warteten auf eindeutige Befehle der Umsturz war gescheitert. Gegen 22:30 Uhr verhaftete eine Gruppe regierungstreuer Offiziere Stauffenberg und die Mitverschwörer. Ludwig Beck bekam eine Waffe und erschoss sich selbst. Noch in der Nacht wurden Claus Schenk Graf von Stauffenberg gemeinsam mit Werner von Haeften, Albrecht Ritter Merz von Quirnheim und Friedrich Olbricht standrechtlich erschossen.

Die Folgen

Hitler übertrug dem Reichsführer SS Himmler das Oberkommando des Ersatzheeres. Er wurde beauftragt alle Verschwörer und Mitwisser zu verhaften. Der Geheimpolizei Gestapo fielen Papiere in die Hände, aus denen sie die Verbindungen der militärischen und zivilen Widerstandsgruppen erkennen konnten. Familienangehörige, Frauen und Kinder oder Geschwister der Verschwörer wurden in Sippenhaft genommen. In den folgenden Tagen wurden 200 Mittäter vor den Volksgerichtshof geschleppt, verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Insgesamt wurden in den nächsten Monaten ca. 5.000 Mittäter, Unterstützer, Mitwissende und Sympathisanten verhaftet. Bis zum Kriegsende verloren mehrere Hundert ihr Leben.

Ein Gedenkstein in Berlin erinnert an die ermordeten Verschwörer des 20. Juli.

Heute ist das gescheiterte Attentat auf Hitler ein Zeichen dafür, dass es auch in Deutschland einen Widerstand gegen das unmenschliche Nazi-Regime gab. Auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung den Führer bedingslos unterstützte und folgte, so gab es doch auch einige Menschen, die ihr Leben riskierten um für ein freies und friedliches Deutschland zu kämpfen. Für diese Menschen steht wohl ein Satz der von Generalmajor Henning von Tresckow stammt:

"Der sittliche Wert eines Menschen beginnt erst dort, wo er bereit ist, für seine Überzeugung sein Leben zu geben."

Zum gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler wurde im Berliner Bendlerblock die Ausstellung ´Vermächtnis und Erinnerung´ eröffnet.

Links:

Deutsche Historische Museum, Berlin.
www.shoa.de.

-ab-20.07.2004 Text / Fotos: Stauffenberg [&] zerstörte Baracke: Deutsche Historische Museum, Berlin; Fritsch [&] Beck: Bundesarchiv, Tellgmann, Oscar (cc); Wolfsschanze: Bundesarchiv (cc), Gedenkstein: Wikipedia, Andreas Praefcke (pd)

Hinweis: Im Archiv wurden alle Bilder und Links entfernt