1921 Oberschlesien wird geteilt

Am 20. Oktober 1921 beschloss der Oberste Rat der Alliierten des 1. Weltkrieges, das ostoberschlesische Industrierevier an Polen zu übertragen. Proteste der Bevölkerung verhallten ungehört. Das Deutschen Reich behielt zwar den flächenmäßig größeren Teil des Gebietes, doch dieser war rein landwirtschaftlich strukturiert.

Die historische Landschaft Oberschlesien ist eine ehemalige preußische Provinz im südöstlichen Schlesien, heute gehört sie überwiegend zu Polen, ein kleiner Teil auch zu Tschechien. Der östliche Teil ist ein großes Industriegebiet.

Neue Grenzen

Nach dem Ersten Weltkrieg sollten nach dem Versailler Vertrag Teile des Grenzverlaufs zwischen Polen und Deutschland per Volksabstimmungen geregelt werden. Die Provinz Oberschlesien wurde 1919 durch Teilung der bisherigen Provinz Schlesien gebildet und dem Völkerbund unterstellt. Eine Volksabstimmung sollte am 20. März 1921 über die staatliche Zugehörigkeit des Gebiets entscheiden. Bei einer Wahlbeteiligung von 97,8 Prozent stimmten 59,6 Prozent der Oberschlesier für den Verbleib beim Deutschen Reich und gegen den Anschluss an die Republik Polen.

Am 3. Mai kam es zu einem bewaffneten Aufstand, in dem polnische Nationalisten gewaltsam die komplette Angliederung an Polen durchsetzen wollten. Französische Besatzungstruppen unterstützten sie dabei. Dagegen duldeten die Briten die Bildung deutscher Kampfverbände aus aufgelösten Freikorps.  Mit der Erstürmung des Annabergs nahmen diese Truppen am  23. Mai 1921 die stärkste Befestigung der Polen ein.

Polen bekommt Industrieregion

Trotzdem endete die Auseinandersetzung um Oberschlesien negativ für Deutschland. Am 20. Oktober 1921 beschloss der Oberste Rat der Alliierten des 1. Weltkrieges, das ostoberschlesische Industrierevier an Polen zu übertragen. Proteste der Bevölkerung verhallten ungehört. Polen bekam das Oberschlesische Industriegebiet mit der Hälfte aller Hüttenwerke, einem Großteil der Kohle- und Eisenerzvorkommen und den wirtschaftlich bedeutenden Bergbauregionen. Zwar durfte das Deutschen Reich den flächenmäßig größeren Teil des Gebietes behalten, doch dieser war rein landwirtschaftlich strukturiert und ohne industrielle Bedeutung.

Staatsrechtlich wurde die Abtretung Ostoberschlesiens mit dem deutsch-polnischen Abkommen am 15. Mai 1922 vollzogen.

In Deutschland rief diese politische Entscheidung Empörung und eine Welle nationaler Leidenschaft in allen politischen Parteien hervor.



Zusammenführung nach dem Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberschlesien von der Roten Armee erobert. So kam nach 1945 der Teil, der nach der Volksabstimmung 1921 bei Deutschland verblieben war, auch zu Polen. Während in Niederschlesien die deutschstämmigen Bewohner vertrieben wurden, gab es im oberschlesischen Industriegebiet aus wirtschaftlichen Gründen keine umwälzende Zwangsaussiedlung: Viele Oberschlesier hatten in der Zeit zwischen den Weltkriegen in der neuen polnischen Heimat zwangsweise Polnisch lernen müssen. Dazu kamen ihre beruflichen Qualifikationen in der Kohle- und Stahlindustrie, die nicht kurzfristig ersetzt werden konnten. Ohne die Facharbeiter und Ingenieure wäre die ganze Industrieregion als solche nicht mehr zu halten gewesen.

Oberschlesien heute

Bis auf das Hultschiner Ländchen, das zu Tschechien gehört, ist der größte Teil Oberschlesiens polnisch. Als größte ethnische Minderheit leben dort die Polendeutschen. Etwa 250.000 Bewohner Oberschlesiens verfügen neben der polnischen zugleich über die deutsche Staatsbürgerschaft.

Text: RR, Bilder DHM

16. 10. 2006

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