1858: Der Fingerabdruck kommt erstmals zum Einsatz

Fingerabdrücke können einen Menschen eindeutig identifizieren. Die Technik wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1903 angewendet - bei der Polizei in Dresden.

Fingerabdrücke sind in der heutigen Kriminalistik kaum mehr wegzudenken. Sie können zur eindeutigen Bestimmung und Identifizierung eines Täters dienen. Am 28. Juli 1858 kam der Fingerabdruck erstmals zum Einsatz. Der erste Europäer, der den Fingerabdruck einsetzt, um seinen Verträgen Gültigkeit zu verleihen, ist der Engländer William Herschel. Sehr bald schon wurden Fingerabdrücke auch zur Identifizierung von Verbrechern genutzt.

Der Fingerabdruck als unverwechselbares "Indiz"

William Herschel (1831-1907) war als britischer Kolonialbeamter in der Provinz Bengalen in Indien tätig. Er nutzte die Tatsache, dass der Fingerabdruck eines Menschen fälschungssicher war, gleich auf verschiedenen Gebieten. Zum einen nahm er die Fingerabdrücke von Häftlingen des Gefängnisses seines Distriktes. Sollten Gefangene flüchten und sie wurden wieder gefangen genommen, konnte er sie anhand der Fingerabdrücke identifizieren.

Zum anderen verwendete Herschel den Fingerabdruck bei Vertragsabschlüssen. Und er ließ Fingerabdrücke nehmen, wenn es um die Auszahlung staatlicher Pensionen ging. Wurde das Geld übergeben, so ließ er sich den Empfang mit einem Fingerabdurck quittieren. So konnte er sicher sein, dass niemand mit falschem Namen den unrechtmäßigen Anspruch auf die Rente erhob. Damit wollte er vermeiden, dass Dritte das Geld von schon Verstorbenen abholten.

William Herschel schlug vor, seine Technik im ganzen britischen Empire anzuwenden. Damals wurde der Vorschlag aber noch abgelehnt.

Die Erforschung des Fingerabdrucks

Zur gleichen Zeit machte auch Dr. Henry Faulds Versuche mit dem Fingerabdruck. Er begann als Arzt an einem Krankenhaus in Tokio Fingerabdrücke zu vergleichen. Sein Ergebnis: Fingerabdrücke könnten dazu dienen, Menschen zu identifizieren. 1880 veröffentlichte Faulds einen wissenschaftlichen Artikel zu diesem Thema in der britischen Zeitschrift "Nature". Darin empfahl er, am Tatort zurück gelassene Fingerspuren des Täters zu sichern, zu überprüfen und für die Aufklärung von Verbrechen zu nutzen.

Schließlich veröffentlichte der englische Arzt und Anthropologe Francis Galton die wissenschaftlichen Grundlagen, mit denen die Papillarlinien der Finger - also dieses feine Muster von Rillen in der Haut der Finger - klassifiziert werden konnten.

Durch das einhellige Ergebnis unterschiedlicher Forscher, dass jeder Mensch sein Leben lang unveränderliche Fingerabdrücke aufzuweisen hat, wurde die "Daktyloskopie" schließlich zum anerkannten Beweismittel in der Kriminalistik. Als erstes europäisches Land ließ England bei den Ermittlungen von Verbrechen Fingerabdrücke nehmen. Nach und nach zogen die restlichen europäischen Länder nach. In Deutschland wurden die ersten Fingerabdruck- Blätter 1903 bei der Dresdner Polizei eingeführt.

Inzwischen kennt man auch den genetischen Fingerabdruck, der aus Gewebeteilen oder Sekreten (Blut, Speichel, Sperma) eines Menschen gewonnen wird.