Pilze: Leben im Verborgenen

Pilze spielen in unserem Ökosystem eine wichtige Rolle indem sie organisches Material zersetzen und der Natur wieder zuführen.

Den größten Teil des Jahres führen sie ein Leben unter der Erde. Jedoch im Spätsommer und Herbst schießen Pfifferlinge, Champignons und Steinpilze beinahe über Nacht aus dem Boden. Jetzt geht es ans Sammeln, denn die Pilzsaison hat begonnen.

Pilze wachsen unterirdisch

Mit Körben und Bestimmungsbüchern bewaffnet geht es ab in die Wälder, Pilze sammeln. Doch das, was später auf unseren Tellern landet, ist genau genommen nur ein Teil des Pilzes. Der so genannte Fruchtkörper.

Der Pilz selbst wächst unter der Erde. Er besteht aus einem Geflecht feiner wurzelähnlicher Fäden, Myzel genannt. Das Pilzgeflecht breitet sich oft über mehrere Quadratmeter aus. Die Nährstoffe holen sich Pilze mit Hilfe des Myzels aus dem Boden oder Holz, in dem sie wachsen. Sie brauchen kein Licht, dafür aber Feuchtigkeit und Wärme. Lange Zeit kann der Pilz unbemerkt bleiben, bevor er sich in Form charakteristischer Fruchtkörper an der Oberfläche zeigt.

Die Fruchtkörper

Die Fruchtkörper der Pilze dienen der Fortpflanzung. Die bekannteste Fruchtkörper-Form ist wohl der Hut mit Stiel wie man es vom Champignon kennt. Auf der Unterseite der Hüte befindet sich eine so genannte Fruchtschicht, die je nach Pilzart verschieden gestaltet sein kann. Beim Champignon hat sie die Form von blattartigen Lamellen. Sie kann aber zum Beispiel auch die Form von Röhren oder Leisten haben.

In der Fruchtschicht entwickeln sich die Sporen. Dies sind einzellige, mikroskopisch kleine Fortpflanzungszellen. Pilze produzieren sie in riesigen Stückzahlen. Durch ihre winzige Größe werden sie leicht als feiner Staub durch den Wind verfrachtet. Die meisten Pilze verlassen sich darauf und lassen die reifen Sporen einfach fallen. Unter günstigen Bedingungen kann so anderenorts aus den Sporen ein neuer Pilz wachsen.

Nicht Pflanze, nicht Tier

Was sind Pilze eigentlich? Pflanzen, Tiere oder keins von beiden? Die Antwort ist einfach: Pilze sind Pilze! Sie bilden wie die Tiere und Pflanzen ein eigenes Reich. Die Diskussion, zu welchen Lebewesen die Pilze nun gehören, endete erst vor rund 40 Jahren. Bis dahin haben Generationen von Botanikern die Pilze der Pflanzenwelt zugeordnet. Kein Wunder, denn schließlich sprießen ihre Fruchtkörper wie Pflanzen aus der Erde. Doch es gibt einige gravierende Unterschiede zu den Pflanzen.

Pilze besitzen im Gegensatz zu den Pflanzen kein Blattgrün und kommen ohne Tageslicht aus. Hinzu kommt, dass Pflanzensamen überall keimen können, wo feuchte Erde ist. Das Pilz-Myzel bildet sich dagegen nur, wenn ein Sporenkörnchen auf etwas Nahrhaftes wie Laub, Nadelstreu, Holz oder ein totes Tier gefallen ist. Im Gegensatz zu den Pflanzen brauchen Pilze nämlich wie die Tiere grundsätzlich organische Nahrung. Das ist, vereinfacht gesagt, Nahrung, die selbst einmal gelebt hat.
Pilze sind übrigens mehr als eine nette Ergänzung unseres Speiseplans. Als Zersetzer spielen sie eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem. Sie recyceln organisches Material und führen es dem Kreislauf der Natur wieder zu.

Riesenpilz von Oregon

Das größte Lebewesen der Welt ist vermutlich ein gigantischer Hallimasch-Pilz, den man im Jahr 2000 im US-Bundesstaat Oregon entdeckt hat. Der Pilz-Riese verbirgt sich zum großen Teil unter der Erde, wo sich sein Pilzgeflecht über sage und schreibe neun Quadratkilometer erstreckt. Gen-Analysen belegen, dass das Pilzgeflecht zu ein und demselben Pilz gehört. Die enorme Größe des Myzels lässt auf das Alter des Pilzes schließen: Wissenschaftler schätzen, dass der Pilz seit mindestens 2400 Jahren den Waldboden durchwuchert.

Vorsicht Gift!

Nur die sichere Kenntnis der Arten schützt den Pilzsammler vor unangenehmen Überraschungen. Es gilt die Grundregel: Sammelt nur Pilze, die ihr sicher kennt. Wer unsicher ist, ob sein Fund wirklich genießbar ist, kann sich an die öffentliche Pilzberatung wenden. Die Adressen bekommt man zum Beispiel beim örtlichen Gesundheitsamt.

Das Aussehen, der Geruch oder der Geschmack eines Pilzes darf euch nie dazu verleiten, ihn als essbar oder giftig zu bezeichnen. Neunzig Prozent aller Pilzvergiftungen mit tödlichem Ausgang gehen zum Beispiel auf den grünen Knollenblätterpilz zurück. Er riecht angenehm süßlich und hat einen milden Geschmack. Besonders dramatisch ist bei ihm die Tatsache, dass sein Gift erst viele Stunden nach dem Verzehr zu wirken beginnt. Dann kann eine Magenentleerung nicht mehr helfen. Viele Gifte wirken erst 5 bis 20 Stunden nach Genuss.

Aber auch gute Speisepilze können durch unsachgemäße Lagerung verderben und dann zu Vergiftungserscheinungen führen. Tipps und Tricks zum Lagern, Zubereiten und -ganz wichtig- naturschonenden Sammeln von Pilzen bekommt ihr auf den folgenden Seiten. Beachtet ihr diese, so kann einem unbeschwerten Schlemmermahl nichts mehr im Wege stehen.

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