"Ötzi": Die berühmte Eismumie aus der Jungsteinzeit

Mit Röntgenaufnahmen und Computertomografien wurden der Ötzi von Kopf bis Fuß untersucht.
Quelle: © pixabay

„Ötzis“ Fund im Jahr 1991 war eine archäologische Sensation: Wanderer entdeckten die mumifizierte Leiche in den Ötztaler Alpen. Zunächst dachte man, der Mann sei erst vor kurzer Zeit verunglückt. Doch bald stellte sich heraus, dass die Mumie bereits mehr als 5.000 Jahre alt war und aus der Steinzeit stammte.

Schnell erhielt der Tote den Spitznamen Ötzi, nach seinem Fundort in den Ötztaler Alpen. Auf Englisch nennt man ihn auch Iceman oder Frozen Fritz. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Ötzi etwa 5000 Jahre alt ist, also um 3000 v.Chr. gelebt hat. Das war die Zeit, als mit Planung und Bau der ersten Pyramiden in Ägypten begonnen wurde!

Unser Urahn aus dem Gletscher

Im Eis des Gletschers wurde Ötzi über die fünf Jahrtausende hinweg gut konserviert. Erst durch das starke Abtauen des Gletschers infolge der Klimaerwärmung der letzten Jahre kam die Mumie zum Vorschein. Für die Vorzeitforschung brachte dieser Fund große Fortschritte. Bevor man Ötzi fand, hatte man nur einige Knochenteile von Menschen aus der Frühsteinzeit zur Verfügung. Nun einen fast vollständig erhaltenen Menschen.

Kleidung

Die Kleidung des Mannes bestand ausschließlich aus Fellen, Leder und Gras. Er trug eine Fellmütze und Fellschuhe, die mit Gras ausgestopft waren. Es sind die ältesten Schuhe, die man weltweit fand! Außerdem schützte er sich mit einem Fell- und einem Grasmantel gegen die Kälte, trug einen Lendenschurz und röhrenförmige Beinkleider. 

Waffen und Werkzeug

Ötzi war hervorragend ausgerüstet, sodass es auch über längere Zeit allein überleben konnte. Die allerwichtigsten Gegenstände trug er in einer Gürteltasche direkt am Körper: Feuersteingeräte zum Schneiden und Bohren, eine Knochennadel zum Nähen und vor allem einen Zunderschwamm zum Feuermachen, einen Dolch, Pfeil und Bogen sowie und ein Kupferbeil.

Weitere Ausrüstungsgegenstände hatte der Vorzeitmensch vielleicht in einem Fellrucksack von dem nur noch der Holzrahmen erhalten ist. Besonders bemerkenswert ist ein Gefäß aus Birkenrinde, mit dem er glühende Holzkohle von seiner letzten Feuerstelle mit sich trug.

Besondere Kennzeichen

Man fand heraus, dass er an etwa 50 Stellen tätowiert war. Die Tätowierungen dienten aber weniger dem Schmuck als der Schmerzlinderung. Sie befinden sich an Stellen über Gelenken, die von Abnutzung betroffen waren und sicherlich geschmerzt haben.

Weitere Forschungen haben ergeben, dass Ötzi etwa 46 Jahre alt war, als er starb. Das ist für die damalige Zeit sehr alt. Er wog ungefähr 50 kg, war 1,60 m groß und hatte Schuhgröße 38. Sein Gebiss war zwar völlig abgenutzt, aber er hatte kein Karies. Man bemerkte auch mehrere verheilte Brüche der Rippen und der Nase, Anzeichen für ein gefahrvolles Leben.

Wurde Ötzi ermordet?

Doch dann kam die spannendste Entdeckung an Ötzis Körper: Eine Pfeilspitze steckt in seinem Rücken. Zwischen Schulter und Schulterblatt wurde er getroffen. Obwohl keine lebenswichtigen Organe verletzt wurden, kann es dennoch sein, dass der Steinzeitmann an dieser Wunde starb.

Was ist die Radiokarbonmethode?

Anhand von Röntgenbildern und Computertomographie konnten diese neuen Erkenntnisse gewonnen werden. Neben diesen Techniken war auch die Radiokarbonmethode im Fall Ötzi wichtig, um sein Alter zu bestimmen. Deshalb wollen wir euch diesen noch genau erklären:
So lange ein Mensch, ein Tier oder eine Pflanze lebt, werden durch Nahrung und Atmung Stoffe mit der Umwelt ausgetauscht. Darunter ist auch Kohlenstoff. Dieser kommt in der Natur in drei Varianten vor, davon ist eine radioaktiv (Das kann man sich vorstellen wie bei Autos: Sie gleichen sich im Prinzip, sind aber doch unterschiedlich).

Diese drei Arten von Kohlenstoff sind auch alle im Organismus vorhanden. Ab dem Zeitpunkt des Todes zerfällt die radioaktive (Radio) Form von Kohlenstoff (Karbon), die beiden anderen bleiben im toten Organismus erhalten. Je weniger von der zerfallenden Sorte Kohlenstoff im Vergleich zu den beiden anderen vorhanden ist, desto länger liegt der Zeitpunkt des Todes zurück.

Hier geht es zur Steinzeit-Wissenswelt