Händewaschen rettet Leben

Am 16. Dezember 1836, wurde Ernst Gustav Benjamin von Bergmann geboren. Er erwarb sich große Verdienste, weil er neue Operationsmethoden entwickelte und sich besonders für eine keimfreie Behandlung von Wunden stark machte ...

Für die meisten ist es selbstverständlich: Vor dem Essen Hände waschen, genauso auch vor und nach einem Krankenbesuch. Eine einfache Maßnahme um Krankheiten und deren Weiterverbreitung zu vermeiden. Doch was uns heute so klar und einfach erscheint, war mit 19. Jahrhundert eine bahnbrechende Entdeckung: dass Händewaschen die Ausbreitung von mitunter tödlichen Krankheiten unterbinden kann.

Keimfreie Kollegen

Ignaz Semmelweiß, der Retter der Mütter, entdeckte erst um 1848 herum, dass das Händewaschen des Klinikpersonals vor der Verbreitung des oft tödlich endenden Kindsbettfiebers schützte. Er wurde damals von vielen Ärzten angefeindet und nicht ernst genommen, weil man noch nicht über die Verbreitung von Krankheiten durch Bakterien Bescheid wusste.

In Krankenhäusern starben damals viele Menschen nicht an der Krankheit, wegen der sie gekommen waren, sondern weil in den Hospitälern unvorstellbare Zustände und Gerüche herrschten und tödliche Krankheiten sich leicht verbreiten konnten. Auch waren die geschwächten Kranken nicht mehr so widerstandsfähig. Von vielen Ärzten wurden Vorschläge zur Hygiene als Zeitverschwendung und Spinnerei abgetan.

1867 veröffentlichte der englische Chirurgieprofessor Lister erstmals seine Ideen zur Keimfreimachung von Wunden. Er hatte Arbeiten von Louis Pasteur über die Fäulnis gelesen. Lister kam auf die Idee, mögliche von Pasteur beschriebene Mikroorganismen durch Karbolsäure (Phenol) abzutöten. Oft eiterten Wunden und Erreger zerstörten Gewebe und führten schließlich zum Tod.

Desinfektionsmittel führt zu Hautproblemen

1875 schließlich übernahm Ernst Gustav Benjamin Bergmann das Vorgehen von Lister. Leider führte die Karbolsäure oft zu Hautproblemen. Deshalb verwendete er zunächst speziell behandelte Verbände, um Wunden zu bedecken. In den folgenden Jahren arbeitete er mit seinem Kollegen Curt Schimmelbusch mit der Methode der Dampfsterilisation. Für seine Verdienste um die Entwicklung neuer Operations- und Desinfektionsmethoden stiftete die Deutsche Ärztekammer 1962 die Ernst-von-Bergmann-Medaille. Von Bergmann starb am 25. März 1907 in Wiesbaden.

Bergmanns Verdienst: die Asepsis in deutschen Krankenhäusern


Die Wunde selbst wird mit jodhaltigen Tinkturen desinfiziert. Vom Element Jod rührt auch die braune Färbung solcher Lösungen.

Asepsis ist griechisch und bedeutet wörtlich ohne Fäulnis. Darunter versteht man alle Maßnahmen, die gefährliche Krankheitserreger abtöten und zwar auf an und in der Wunde, am Operationsbesteck und im Operationssaal und schließlich am Operateur selbst.

Die intensive Reinigung von Krankheitserregern nennt man auch Sterilisation. Im Idealfall wird alles Leben dabei abgetötet. Sterilisiert  wird durch verschiedenste Maßnahmen. Als Krankheitserreger kommen Pilze, Viren, Bakterien, Prione und Einzeller in Frage.

Der Operateur wäscht sich mit spezieller Lösung die Hände über einen Zeitraum von gut 30 Sekunden. Dann zieht er Gummihandschuhe an und trägt auch einen Haar- und Mundschutz. Bei sehr kritischen Operationen kann sogar die Atemluft direkt abgesaugt werden.

Im Operationssaal selbst wird die Luft mit Mikrofiltern gereinigt. Man kann ihn nur durch Luftschleusen betreten. Es herrscht Überdruck, so dass Luft nur aus dem OP-Saal, aber nicht hineinströmen kann. Außerdem gibt es über dem Operationstisch eine Luftströmung von oben nach unten, damit Keime nach unten gedrückt werden und damit nicht zusätzlich Bakterien von Boden oder Schuhen aufgewirbelt werden.

Operationsbesteck wird heutzutage meist im Autoklaven gereinigt. Autoklave ist griechisch und heißt selbstverschließend. Darin werden medizinische Instrumente bei hohem Druck und hoher Temperatur sterilisiert ein großer Dampfkochtopf. Durch die Feuchte quellen mögliche Keime auf und lassen sich so leichter abtöten.

Zur Sterilisation lässt man die Instrumente bis zu einer halben Stunde bei über 120 Grad Celsius und  mehreren bar Druck in dem Gerät. Das Instrumente heute keine porösen Oberflächen mehr haben, in denen sich Keime festsetzen können, ist auch auf die Erfahrungen Listers, Semmelweis sowie Bergemanns zurückzuführen.
  
Übrigens:
Die heute hauptsächlich im englischsprachigen Ausland erhältliche Mundspülung namens Listerine ist nach Professor Lister benannt. Auch der Lebensmittelvergiftungen verursachende Bakterienstamm der Listerien ist nach ihm benannt.

Wegen der zur Desinfektion verwendeten Karbolsäure nannte man Krankenschwestern früher scherzhaft auch Karbolmäuschen.

Falls Dich dein Körper und seine Gesunderhaltung interessieren, dann wirf doch auch mal einen Blick in unseren WAS IST WAS-Band 50: Der menschliche Körper oder in unseren WAS IST WAS-Band 66: Die Geschichte der Medizin

Text: -jj- 13.12.2006 // Fotos: Carsten Niehaus (Lumbar)/CC; Autoklave Raziel/PD; Lister PD; Semmelweis PD

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