Die Jukebox Musik ohne Kapelle

Ende des 19. Jahrhunderts wurde durch eine Erfindung etwas ermöglicht, was sich bis dahin niemand hatte vorstellen können: Musik ohne Kapelle. Der Phonograph war der Vorläufer der Jukebox und konnte Musik von einer Walze abspielen. Er läutete den Siegeszug der Jukebox ein, die bis in die 1980er Jahre hinein Bars und Restaurants mit Musik beschallte.

Thomas Edison entwickelte mit seinem Phonograph den Vorläufer der Jukebox.


Die Vorläufer der Jukebox

1877 legte Thomas Alva Edison mit seiner Sprechmaschine den Grundstein für die Erfindung der Jukebox. Sie bestand aus einer mit Zinnfolie bezogenen Walze und einer Schalldose, in der sich eine Membran und daran eine dünne Nadel befand. Die Walze war mit einer Kurbel verbunden.

Wenn man nun in die Schalldose hinein sprach, während man kurbelte, vibrierte die Membran und die Nadel zeichnete in die Zinnfolie eine Spur. Ließ man die Nadel ein zweites Mal darüber fahren, versetzte die vorher geritzte Spur die Nadel nun in Schwingungen, die nun im Trichter zu hören waren. Somit konnte man das Aufgenommene, Sprache oder Musik, immer wieder abspielen.

Eigentlich war der Franzose Charles Cros der Erfinder des Phonographen. Doch er hatte nicht genug Geld, um seine Idee in ein Modell umzusetzen und bevor er einen Sponsor gefunden hatte, war Edison schon mit seiner Erfindung zur Stelle. 1889 begann die Produktion für den freien Markt.

Nachteile des Phonographen

Doch die Erfindung des Phonographen war noch sehr unausgereift. Die Walzen hatten eine sehr begrenzte Laufzeit. So konnten sie nur Musikstücke von maximal zwei Minuten abspielen, später von vier Minuten. Außerdem war die Klangqualität mehr als dürftig. Die Zinnfolie und die Nadel konnten den Klang nicht sauber genug aufnehmen und ausgeben. Deshalb war bei den Stücken immer ein intensives Kratzen zu hören. Zwar war die Idee, Musik ohne eine Kapelle in Bars und Kneipen zu bringen, viel versprechend, jedoch gab es noch kein geeignetes Medium.

Auf der Schellackplatte konnte man mehr Musik in besserer Qualität speichern.




Ein neues Medium für die Musik

Seit 1896 gab es ein neues Speichermedium für Musik: die Schellackplatte. Diese Platte wird aus einem Gummilack hergestellt, denn man aus Pflanzenläusen gewinnt. Auch hier wurden die Töne durch Vertiefungen in der Platte gespeichert.

Doch auf der Platte war nun die Speicherung von längeren Stücken möglich. Außerdem war die Qualität um einiges besser. In den 40er Jahren brachten nun viele Künstler kommerzielle Singles auf den Markt, womit das Angebot an erhältlicher Musik deutlich wuchs. Damit setzte sich die Schellackplatte als Speichermedium endgültig durch.

Der Siegeszug der Jukebox

Ab den vierziger Jahren begann der Siegeszug der Jukebox. Sie wurden nun von mehreren amerikanischen Firmen hergestellt und waren in fast jeder Bar und in vielen Restaurants mit ihrem typischen Erscheinungsbild zu finden. Man brauchte nur eine Münze einzuwerfen und konnte die gewünschte Platte auswählen, die dann abgespielt wurde. Der Begriff Jukebox setzte sich erst 1946 mit dem Modell AMI A durch. Das Wort hat seinen Ursprung in der kreolischen Sprache: juke bedeutet umgangssprachlich soviel wie Tanz und Musik.

Das markante Design der Jukeboxen war bis in die 1980er fast überall zu sehen.


Die Jukebox kommt nach Deutschland

Anfang der Fünfziger Jahre kam die Jukebox auch nach Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren sehr viele US-amerikanische Soldaten in Westdeutschland stationiert, die Jukeboxen von zu Hause mitbrachten. In Deutschland gab es bis dahin zwar auch schon Plattenspieler mit Platten aus Schellack, doch die Jukebox war bis dahin noch völlig neu.

Darin konnten mehrere Tonträger untergebracht werden, und so war sie vor allem während des Siegeszugs des Rock'n'Roll mit Interpreten wie Elvis Presley beliebt und gefragt. So gründeten sich auch deutsche Firmen, die Jukeboxen herstellten, etwa die Firma Wurlitzer.

 

Bei vielen Jukeboxen konnte man den Greifmechanismus einsehen.




Die Entwicklung der Jukebox bis heute

Die Jukebox verbreitete sich auf der ganzen Welt und wurde immer weiter verbessert. Mit dem Durchbruch der noch leistungsfähigeren Vinylschallplatten 1958, die ihr vielleicht noch von euren Eltern kennt, und immer besseren Lautsprechern, wuchs auch die Klangqualität der Jukeboxen.

Ein besonderer Hingucker in den Sechzigern war die einsehbare Mechanik der Jukebox. Wenn man eine Münze einwarf und den Titel ausgewählt hatte, konnte man beobachten, wie die Platte gegriffen und eingelegt wurde.

Ende der Achtziger Jahre verdrängte die CD zunehmend die Vinylplatte vom Markt. Nun gab es auch Jukeboxen mit CDs als Tonträger. Doch da von den meisten Wirten nun permanent Musik eingespielt wurde, verschwand die Jukebox immer mehr aus den Bars und Kneipen. Heute sieht man sie kaum noch und wenn, dann dienen sie mit ihrem extravaganten Aussehen meist nur als Dekoration.


22.11.2009 // Text: Jan Wrede; Bilder: Vorschau und Wurlitzer: Jongleur100 (pd), Edison: Levin C. Handy (pd), Schellackplatte: Andreas Praefke (pd), Seeburg-Jukebox: Joe Mabel (GNU 1.2, cc-by-sa 3.0)

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