Der Künstler Joan Miró

Joan Miró entwickelte aus den unterschiedlichen Kunstrichtungen seiner Zeit einen eignen, unverkennbaren Stil. Ausgehend vom Kubismus und Surrealismus schuf er eine eigene, abstrakte und zugleich naive Sprache, die auf Linien und den Grundfarben beruht. Jedes Bild ruft den Betrachter auf, sich eine eigene Geschichte dazu auszudenken.

Wie Joan Miró Künstler wurde

Der Sohn eines Goldschmiedes bekam schon als Kind Zeichenunterricht. Er interessierte sich früh für Kunst, doch seine Eltern wollten, dass ihr Sohn einen "ordentlichen" Beruf erlernt. So machte er parallel zu seinem Kunststudium in Barcelona auch eine wirtschaftliche Ausbildung. Zwei Jahre lang versuchte er sich als Buchhalter, bis er genervt aufgab und sich endlich ganz der Kunst widmete. Wie ein Schwamm sog Miró zu Beginn seiner Karriere alle möglichen Einflüsse und Stile in sich auf: die katalanische Volkskunst, aber auch den Impressionismus und die Werke von Malern wie Matisse, Van Gogh, oder Cézanne. Mit 21 Jahren reiste Miró schließlich nach Paris, das damals das Zentrum des kulturellen Lebens in Europa war.

Miró in Paris

Am Anfang malte Miró sehr gegenständlich, vor allem Stilleben, Portraits und Landschaften. Doch ließ er sich immer wieder von Künstlern und neuen Stilrichtungen beeinflussen. Paris war das Zentrum neuer Stile. Alte Seh-, Hör- und Lesegewohnheiten sollten aufgebrochen werden. Die unterschiedlichsten Künstler verband der Wunsch, dass Althergebrachte endlich hinter sich zu lassen.

Miró und der Kubismus

Miró lernte seinen Landsmann Picasso kennen und wechselte zum Kubismus. Beeinflusst von der damals neu entdeckten afrikanischen Kunst begannen Künstler die alte Bildsprache aufzubrechen. Sie versuchten gleichzeitig verschiedene Perspektiven eines Gegenstandes in ein Bild zu malen. Sie klebten Zeitungsausschnitte mit in die Bilder und verwendeten die Farben für die perspektivische Darstellung. Plötzlich waren die dargestellten Dinge vielschichtig und nicht mehr einfach zu erkennen.

Miró und die Surrealisten

Um 1920 war in Paris der Surrealismus stark in Mode gekommen. Eine Gruppe von Künstlern bestehend aus Dichtern, Malern, Bildhauern, aber auch Filmemachern versuchte mit ihren Werken das Surreale, also das "Überwirkliche" zu entdecken. Sie wollten darstellen, was hinter den Dingen liegt, die Gedankenwelt hinter dem, was man offensichtlich sehen kann. Die Künslter nahmen die Psychoanalyse Freuds, mit ihrer Traumdeutung als eine ihrer Grundlagen. Ziel ihrer Arbeit war es, die Grenzen zwischen der Wirklichkeit und der Fantasie, zwischen Traum und Realität aufzubrechen und verschwimmen zu lassen. Damit wollten die Künstler auch gegen das bürgerliche, spießige Leben rebellieren. Miró entwickelte unter dem Einfluss des Surrealismus eine eigene, neue Bildsprache.

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so lautet einer der Titel, den Miró seinen Werken gegeben hat. Scheinbar gibt es kein inhaltliches Konzept mehr, kein eigentliches Thema, keine Perspektive, keinen Raum. Die Bilder erinnern an Kinderzeichnungen, an scheinbar nebenher gemalte Farben und Formen. Doch sie sind eben nicht willkürlich, sondern sehr genau durchdacht. So entwickelte Miró eine aus Linien, Farben, Zeichen und Symbolen bestehende eigenständige Bildsprache.

Anfang der 30er Jahre starteten seine internationalen Ausstellungen. Immer stärker widmete er sich auch anderen Materialien. Er experimentierte mit Skulpturen, Keramik, Grafiken und Wandgemälden. Als 1936 der Bürgerkrieg in Spanien ausbrach, siedelte der Künstler nach Paris über.

1940/41 schuf Miró seine Bildserie "Constellations" mit Linien, Flecken und Farbflächen. Er beschränkte sich auf die Grundfarben Schwarz, Grün, Gelb, Blau und Rot. Konsequent führte er seine Bildsprache weiter und beeinflusste damit nachhaltig spätere Künstler. 1947 hatte Miró seine erste große Ausstellung in den USA, die ihm zum endgültigen Durchbruch verhalf. Mittlerweile stellen alle großen Museen der Welt die Werke des Katalanen aus.

Miró auf Mallorca

1956 zog Miró in die Villa seiner Träume, in Palma de Mallorca. Er arbeitete mit großem Ehrgeiz weiter, war bis zuletzt mit Aufträgen beschäftigt. Er machte Keramiken, gestaltete aber auch Wandteppiche oder Gebäudefassaden. Am 25. Dezember 1983 starb der Künstler auf Mallorca. Seine Villa ist seit 1992 als Miró Museum für die Öffentlichkeit zugänglich.

Miró in Deutschland

Neben den vielen Kunstdrucken von Mirós Bildern, die man auch bei uns überall finden kann, gibt es in Berlin auch die Joan Miró Schule. Das ist die staatliche Europaschule auf der in Deutsch und Spanisch unterrichtet wird. Außerdem gibt es in Deutschland auch das "größte" Werk von Miró zu bewundern: Die Wandkeramik der zehn mal 55 Meter großen Fassade des Wilhelm-Haack-Museums in Ludwigshafen.

-ab-20.04.03 Text/ Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des Prestel Verlages.

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